Finalisten Teil 3

Operalia 98

Andrew Schroeder   Andrew Schroeder, 30, Bariton, USA

Geboren in St. Louis lebt Andrew Schroeder heute in New York City. Der amerikanische Bariton erwarb sein Bachelor-Examen in Musik an der Universität von Colorado und nahm anschließend an einem Fortbildungsprogramm an der New Yorker Metropolitan Opera teil.

Seine Engagements führen Andrew Schroeder durch ganz Nordamerika, außerdem gab er bereits Gastauftritte in Europa so als Eugen Onegin, als Billy Budd oder als Mercutio in Gounods Romeo et Juliette in Toulouse, letzteren auch an der Opéra Comique in Paris und in St. Etienne. Sein Repertoire ist bereits heute sehr vielseitig, so zählen die Opern Iphigénie en Tauride (Gluck), Cosi fan tutte, The Rake's Progress, Carmen, Die Zauberflöte, Le nozze di Figaro, Barbiere die Siviglia und La Bohème dazu.

Andrew Schroeder zeigte in der Arie Avant de quitter ces lieux aus Gounods Faust einen sicheren Wechsel der Register mit seinem kraftvollen, lyrischen Bariton, der allerdings etwas klarer sein dürfte.

Erwin Schrott   Erwin Schrott, 26, Bass, Uruguay

Der in Montevideo (Uruguay) geborene Bassist begann bereits mit sechs Jahren Gesang und Musiklehre zu studieren und agierte in seiner ganzen Kindheit über als Solist im Kinderchor. Mit 19 Jahren begann Erwin Schrott Operngesang in seiner Heimatstadt und bei Renato Sassola in Buenos Aires zu studieren, außerdem erwarb er 1993 ein Diplom für Rhetorik und Deklamation. Etwas später erzielte er bereits erste Preise bei Gesangswettbewerben in Montevideo, Buenos Aires und Rio de Janeiro.

Seine bisherigen Engagements haben ihn bereits an mehrere weltbekannte Opernhäuser geführt, so ans Teatro Colon in Buenos Aires, Teatro Slois in Montevideo, ans Teatro Municipal in Santiago de Chile, an den Kennedy Center in Washington, ans Teatro Comunale in Cagliari, ans Teatro Regio in Turin, dabei trat Erwin Schrott u.a. als Dulcamara in L'elisir d'amore, als Ferrando in Il trovatore, als Colline in La Bohème, als Timur in Turandot, als Ramfis in Aida, als Monterone und Sparafucile in Rigoletto und in Requiems von Mozart und Donizetti und der Stabat Mater von Rossini auf.

Herausragend in Erscheinung und Stimme - damit ist eigentlich schon alles gesagt. Erwin Schrotts Stimmorgan bietet alle Möglichkeiten eines Basses in Tiefen und Höhen. Seine Resonanz und sein Vibrato gehen unter die Haut, seine Gestik, sein Augenspiel unterstreichen die Dramatik seiner Stimme und können ihre Wirkung beim Publikum einfach nicht verfehlen. Samuel Ramey hat Konkurrenz bekommen!

Ana Camelia Stefanescu   Ana Camelia Stefanescu, 23, Sopran, Rumänien

Die in Bukarest gebürtige Sopranistin und Preisträgerin mehrerer internationaler Gesangswettbewerbe in Rumänien und Belgien hatte bereits mit 19 Jahren ihr Debüt an der Rumänischen National-Oper in Bukarest als Zerbinetta in Ariadne auf  Naxos. Seitdem ist Ana Camelia Stefanescu Mitglied des dortigen Ensembles und es folgten Debüts als Zerlina, Lucia, Königin der Nacht und Rosina, außerdem ist die Künstlerin bereits in England, Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande und der Schweiz aufgetreten. So trat sie als Königin der Nacht bereits an der Wiener Staatsoper und an der Deutschen Oper Berlin auf, mit der sie auch in Japan auf Tournee ging. Außerdem hat sich die Rumänin bereits als Oratorium- und Liedsängerin etabliert.

Ana Camelia Stefanescu bot eine sehr sichere Leistung mit schlanken, klaren Höhen als Pamina im Finale. Manchmal wirkte ihr kraftvoller Sopran schon fast etwas zu lautstark.

Ludovic Tezier   Ludovic Tezier, 29, Bariton, Frankreich

Nach seinem Gesangsstudium an der Universität seiner Geburtsstadt Marseille und an der der Pariser Oper angeschlossenen Gesangsschule zählte der französische Bariton für zwei Saison zum Ensemble der Luzerner Oper. Zu seinen Rollen zählen Don Giovanni, Marcello in La Bohème, Escamillo in Carmen, Arlequin in Ariadne auf Naxos, Sharpless in Madama Butterfly und Demetrios in A Midsummer Night's Dream. Weitere Engagements führten ihn u.a. nach Montpellier, Marseille, Bordeaux, Glyndebourne und Lyon.

Seinem Escamillo nahm man im Finale gerne den stolzen Stierkämpfer ab. Das der französische Bariton mit der französischen Diktion keine Probleme hatte, versteht sich von selbst. Ebenso positiv hervorzuheben sind sein Rhythmusgefühl und stimmliche Beweglichkeit, seine Gestik und sein Ausdruck.

Ileana Tonca   Ileana Tonca, 26, Sopran, Rumänien

Die Absolventin der Musikakademie in Bukarest hat bereits mit allen wichtigen rumänischen Orchestern Konzerte gegeben. Seit 1994 hat sie zahlreiche Preise bei Gesangswettbewerben in Rumänien, Österreich und Italien gewonnen. Als Solistin gehört sie der Rumänischen Nationaloper an. Zu ihrem Repertoire zählen vor allem Messen, Oratorien und Passionen, daneben aber auch Opernpartien wie Pamina in der Zauberflöte und Konstanze in der Entführung aus dem Serail.

Sie hätte der Rosina noch etwas mehr Farbe und Ausdruck verleihen dürfen. Sicherlich machte sich dabei ihre im Vergleich zu anderen Finalisten noch geringe Erfahrung in Opernproduktionen bemerkbar. Ihre Sopranstimme führte Ileana Tonca mit Leichtigkeit durch alle Lagen, in den Piani fehlte ihr dabei manchmal etwas die Präsenz.

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Opera Notes

Text und Photos: Birgit Popp