lgopno06Schatten.jpg (7788 Byte)

seit/since 1999


Premiere Wien La Juive 1999

Homepage

gbf.wmf (2006 Byte)  English

Editorial

Premieren

Berichte

Interviews

Portraits

Kinderoper

News

Links

 

 

 

Wiener Staatsoper, Premiere, 23. Oktober 1999

La Juive

Szenenphoto La Juive
alle Photos Axel Zeininger

Am 23. Oktober 1999 hatte Jacques Fromental Halévys 1835 in Paris uraufgeführte Grand Opéra 'La Juive' im Haus am Ring Premiere. Es ist die erste Neuproduktion dieses Werkes an der Wiener Staatsoper seit dem zweiten Weltkrieg und die Erstaufführung in französischer Orginalsprache. Die der Wiener Neuproduktion zugrundeliegende Fassung ist eine Neuedition, die die Orginalfassung in fast ungekürzter Form wiedergibt, während sich nach der Uraufführung in Paris stark gekürzte Fassungen durchgesetzt hatten. Nachfolgend der Bericht einer Premierenbesucherin und Pressestimmen:

Schwarz und Weiß

Schwarz und Weiß - so gegensätzlich wie diese beiden Farben, die das komplette Bühnengeschehen beherrschen. ist das Stück selbst. Wie es keine verbindende Farbe, keine grauen Mitteltöne gibt, so will auch kein Zusammenkommen der handelnden Personen stattfinden. Auf der einen Seite bleiben die in Schwarz gekleideten Juden zu ebener Erde, auf der anderen Seite die in Weiß ausgestatteten Christen im ersten Stock unter sich (Bühnenbild: Gottfried Pilz, Kostüme: Isabel Ines Glathar). Die Liebe ist bei Halévy schwächer als Glaube, Haß und Tod. 'La Juive', die Jüdin Rachel, rettet durch ihre Aussage zwar das Leben ihres Geliebten Léopold, findet jedoch selbst den Tod. Ihr Ziehvater, der reiche, jüdische Goldschmied Eléazar könnte sich selbst und die 'Tochter' retten, würde er dem jüdischen Glauben abschwören und zum Christentum übertreten, aber sein Haß ist zu mächtig und auch er wählt den Tod. Zurückbleiben ein Kardinal, der seine soeben durch Eléazar wiedergefundene Tochter Rachel ein zweites Mal und endgültig verliert, mit Prinzessin Eudoxie eine betrogene Ehefrau und der Auslöser der Tragödie, Reichsfürst Léopold. Nur das Volk, die Masse, ist zufrieden. Sie fand scheinbar Gerechtigkeit.

Neil Shicoff
Neil Shicoff als jüdischer Ziehvater

Auch die Musik entspricht wiederholt diesem Muster von Schwarz und Weiß. Angenehm dahinfließende Melodien werden unterbrochen vom emotionsgeladenen Aufeinandertreffen der Hauptpersonen. Vom Thema her brisant, immer aktuell, lebt diese Oper vorwiegend durch ihre hervorragenden Protagonisten. Simone Young dirigiert ihre erste Premiere - die erste Premiere einer Frau am Pult der Wiener Staatsoper überhaupt - mit Bravour. Die Australierin zeigt Temperament aber auch Einfühlungsvermögen für das Stück, welches von den Wiener Philharmonikern exakt weitergegeben wird. Der Erfolg dieses Abends ist aber ohne Zweifel Neil Shicoff zu verdanken, der seinen Eléazar mit unglaublicher Intensität singt. Er verkörpert perfekt den hin- und hergerissenen Charakter des Ziehvaters, der sich nicht entschließen kann zwischen Vaterliebe und Glauben. Grandios seine Arie 'Rachel, quand du Seigneur ..'. Mit seiner lyrischen Stimme all seinen Schmerz und Zweifel ausdrückend und sich nebenbei mit seinem Gebaren selbst auf den Tod vorbereitend läßt der amerikanische Tenor niemanden ungerührt. Regisseur Günter Krämer bietet ihm für sein Agieren eine perfekte Plattform.

Soile Isokoski ist als Rachel mit ihrer wunderschönen Sopranstimme und ihrer berührenden Darstellung die ideale Partnerin für Neil Shicoff. Auch Regina Schörg fällt durch ihren angenehmen Sopran positiv auf, obwohl sie die eher im Hintergrund bleibende Rolle der Prinzessin Eudoxie zu singen hat. Auf Zoran Todorovich fällt die schwere Aufgabe, als Léopold die zweite Tenorpartie zu bestreiten. Von Halévy wurde die Rolle des Léopold zwar mit ebensoviel Text bedacht wie die des Eléazar, aber ohne wirkungsvolle Arie, dafür jedoch mit extremen Höhen. Trotz anfänglicher Nervosität und einem stimmlichen Gegner wie Shicoff hat Todorovich seinen schwierigen Part elegant gemeistert. Der Bass Alastair Miles überzeugt als Kardinal Brogni mit guter Stimmführung und bewegendem Finale. Zu erwähnen sind noch Istvan Gati als Ruggiero und Janusz Monarcha als Albert, die beide eine saubere Leistung darbieten.

Soile Isokoski

Soile Isokoski
in der Titelpartie

Auch der Chor (Einstudierung: Ernst Dunshirn) gibt sein Möglichstes, wenngleich er durch seinen Trachten-Look und österreichische Fähnchen schwingend eher an die Nazi-Zeit erinnert als an das Konstanzer Konzil von 1414. So verwunderten die Buh-Rufe für Regisseur und Ausstatter am Ende nicht. Jubel gab es für die Sänger und Bravo-Rufe für den Star des Abends: Neil Shicoff. Er hat mit seiner Stimme und Interpretation das zwiespältige Premierenpublikum am Ende doch mit dem Stück versöhnt.

U.W.

ZEITUNG40.jpg (1665 Byte)  Pressestimmen  ZEITUNG40.jpg (1665 Byte)

Kronen-Zeitung, Wien

'Renner' von einst zu entdecken !

Ein 'Publikumsrenner' von einst, der heute fast vergessen ist, feiert sein Comeback: In der Staatsoper hatte 'La Juive', Jacques Fromental Halévys Schlüsselwerk der Pariser Grand Opéra, Premiere und wurde mit triumphalem Jubel gefeiert. Vor allem dank des fulminanten Sängergespanns Soile Isokoski und Neil Shicoff. [...]

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Mein (GER)

Der große Appell wider die Intoleranz

Entdeckung eines Meisterwerks: Halévys "La Juive" an der Wiener Staatsoper

Die musikalischen Qualitäten des Werks überzeugend herausgearbeitet zu haben macht die Stärke der ersten Wiener Neuproduktion seit der Ära Gustav Mahlers aus. Simone Young, erste Frau, erste Frau am Pult einer Staatsopernpremiere, leistete hörbar gute Probenarbeit. Mit rhythmischen Schwung führt se die klanglich brillierenden Wiener Philharmoniker durch die Partitur, weiß aber auch, an den richtigen Stellen einzubremsen, sogar innezuhalten, wie in der grandiosen Szene mit Neil Shicoff als EIéazar, in, der die Zeit stillgestellt scheint. [..] Shicoff, obwohl am Premierenabend stimmlich nicht ganz so brillant wie sonst , vermittelt den inneren Zwiespalt dieses EIéazar zwischen bedingungsloser Gläubigkeit und inniger Tochterliebe mit geradezu herzzerreißender Intensität. [..] So oblag es stärker der musikalischen Seite, den Erfolg dieser Staatsopernproduktion zu sichern: [..] Neben Shicoff glänzte vor allem Soile Isokoski, die die immens schwere Titelpartie geradezu schlafwandlerisch sicher bewältigte. Im Gegensatz zu dem biederen Kostüm, das ihr die beiden Ausstatter verpassten, vermittelte die Sopranistin mit dramatisch fundierter Stimme die inneren Stärken dieser Rachel. Die spielerische Eleganz der höfischen Christin ließ wiederum Regina Schörg in den mühelosen Koloraturen der Prinzessin Eudoxie erkennen, die in Krämers Deutung bereits drei Kinder mit Léopold hat. Was den feigen Reichsfürsten, dessen extrem hohe Tessitura Zoran Todorovich mit Anstand bewältigt, nur umso unsympathischer macht. [..] Einziger Schwachpunkt in der Besetzung war Alastair Miles, der für den Brogny eine zu wenig kräftige Bassstimme besitzt. Dennoch gelang der Wiener Staatsoper musikalisch ein kräftiges Plädoyer für Halévys zweifellos unterschätzte Oper.

 Seitenanfang

 

 

Copyright for Text & Layout © 1998 - 2012 Birgit Popp
 

Alle Angaben ohne Gewähr. Für die Gültigkeit und Richtigkeit der auf dieser Website veröffentlichten Namen, Angaben, Termine und Daten wird keine Haftung übernommen, ebensowenig für den Inhalt von Websites, auf die Links verweisen. No responsibility is taken for the correctness of names, dates or other information published on this website as well as for the contents of websites links are pinting to.