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Die positivste
Erscheinung dieses Abends war Carlos Alvarez. Den spielfreudigen, spanischen Bariton ist
die Rolle des freigeistigen, couragierten und am Ende sich für seinen Freund opfernden
Marquis von Posa geradezu auf den Leib geschrieben und komponiert. Höhepunkt der
Vorstellung war die Sterbeszene keiner stirbt so gefühlvoll und wohlklingend wie
Carlos Alvarez! Das Orchester arbeitete allerdings manchmal eher gegen als für ihn und
spielte auch insgesamt unter der Leitung von Vjekoslav Sutjej sehr laut auf.
James Morris geb einen standesgemäßen Philipp II., der aber gerade im Duett mit dem
Großinquisitor noch etwas schwärzer` klingen dürfte. Sein Rollendebüt als
Großinquisitor an der Wiener Staatsoper gab Eric Halfvarson, der den Großinquisitor
unweigerlich in seiner Erscheinung an den Papst erinnern ließ. Nicht nur blind, sondern
gebeugt und gebrechlich, und doch mit eisernem Willen. Stimmlich brachte er die nötige
Schwärze` mit, manchmal klang seine Stimme etwas brüchig, aber dies paßte
haargenau zur Rolle. Sergej Larin, vielen Fernsehzuschauern von der Turandot-Übertragung
aus der ``Verbotenen Stadt" als Kalaf noch in bester Erinnerung, verstand sich mit
seinem kraftvollen Tenor auch gegen das auftrumpfende Orchester durchzusetzen und bot
abgesehen von einem kräftigen Patzer im Duett mit Elisabeth eine ansprechende Leistung.
Die seitens der Wiener Staatsoper fest im Dauereinsatz befindliche Eliane Coelho, deren
häufiges Auftreten bei vielen Stammbesuchern der Wiener Staatsoper zu einem
Übersättigungseffekt geführt hat, meisterte die Rolle der Elisabeth von Valois
besonders in den Höhen stimmlich gut. Manches Opernhaus wäre froh, eine solche Sängerin
zu ihrem Ensemble zählen zu können. |