Bericht

Fedora, 14. und 16. November 1998, 31./32. Aufführung
Luis Lima
Luis Lima in der Rolle des Loris.
Passend zum 100. Jahrestag der Uraufführung Fedoras am 17. November 1898 und zum 50. Todestag am 12. November ihres Komponisten Umberto Giordano standen am 14. und 16. November 1998 zwei Aufführungen von Fedora in einer Inszenierung von Jonathan Miller aus dem Jahre 1994 auf dem Programm der Wiener Staatsoper. Schade, daß die Oper beim Wiener Publikum nicht auf mehr Interesse stößt. Fedora war neben Andrea Chénier der größte Erfolg ihres Komponisten und wegen ihr wurde Giordano, gerademal  31jährig als Fedora uraufgeführt wurde, sein Leben lang verehrt und er wurde immerhin 81 Jahre alt. In der spannungsgeladenen Verismo-Oper sind zwar nicht die genialsten musikalischen Einfälle zu finden, aber gerade die Gegensätze z.B. wenn der verzehrende Geständnis-Dialog zwischen Fedora und Loris von fast belangloser Pianomusik untermalt wird und russische Volksweisen ebenso wie der Walzer-Takt beim Pariser Fest im zweiten Akt erklingen oder die Friedlichkeit des Berner Oberlandes und der Gesang eines Hirtenjungen im krassen Gegensatz zum dramatischen Geschehen und zur inneren Zerrissenheit der Gefühle Fedoras stehen, geben dieser Komposition ein ganz besonderes Spannungsverhältnis. Insgesamt bietet die Oper den Tenören in der Rolle des Loris nicht allzu viele Entfaltungsmöglichkeiten, aber die Romanze 'Amor ti vieta' hatte genügt, um bei der Uraufführung Enrico Caruso 1898 zum Durchbruch in seiner Karriere zu verhelfen. Auch Luis Lima gelang an beiden Abenden eine einschmeichelnde Interpretation dieser kurzen Arie. Die Inszenierung, eine Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, hält sich sehr detailgetreu an das Libretto, dem Sardous Theaterstück Fedora zu Grunde liegt. Fedora war an diesen beiden Abenden Mara Zampieri, die eine ordentlich Leistung bot, aber nicht nur als rachsüchtige und zugleich leidenschaftlich verliebte Prinzessin in der Oper litt, sondern auch im wirklichen Leben. Wie sie später ihren Fans anvertraute, plagten sie Meniskusschmerzen. In den weiteren Partien gefiel besonders Georg Tichy als französischer Diplomat und Aik Martirosyan mit seinem wohltönenden Bariton in der kleinen aber sehr feingestalteten Partie des Kutschers Cirillo. Die Gräfin Olga war mit Anat Efraty sehr passend besetzt, darstellerisch und in den Höhen gefiel sie sehr gut, in den Piani besonders am zweiten Abend war sie etwas kraftlos.

Birgit Popp

Opera Notes