Porträt

Porträt des spanischen Baritons Manuel Lanza
Manuel Lanza und Verónica Villarroel
Manuel Lanza als Silvio und Verónica Villarroel als Nedda in Leoncavallo´s Pagliacci (Nov.97).

Kennedy Center Opera House.

Ihm liegt das Singen im Blut, wie so vielen Spaniern. Gleich, ob vor oder nach der Probe oder Vorstellung, wenn man bei seiner Garderobe auf ihn wartet, hört man bereits von weitem an seinem kräftigen Bariton, wenn Manuel Lanza sich nähert. Dabei hatte der sympathische 33jährige nie beabsichtigt, Opernsänger zu werden. Niemand in seiner Familie hat beruflich mit Musik zu tun, doch als er als 17jähriger Gymnasiast Freunde zu Proben des Schulchors begleitete, fand er selbst Gefallen am Singen. Der Chorleiter entdeckte sogleich sein Talent, empfahl ihm eine Ausbildung seiner Stimme und er nahm diesen Rat an, "Ich habe nie wirklich den Entschluß gefaßt, Opernsänger zu werden. Es ging alles so schnell, daß ich gar keine Zeit zum Überlegen hatte. Zwei Jahre studierte ich Musiklehre und Gesang an der Musikhochschule meiner Heimatstadt Santander, dann erhielt ich ein Stipendium für zwei Jahre an der Musikhochschule in Madrid. Nur vier Jahre, nachdem ich begonnen hatte, Gesang zu studieren, bekam ich 1990 mein erstes Engagement am Teatro de la Zarzuela in Madrid in 'La del manojo de rosas'. 1993, nur gut zwei Jahre später debütierte ich bereits an der MET in New York. '94 folgte mein Debüt an der Wiener Staatsoper, '95 an der Mailänder Scala." Lachend fügt er hinzu, "Selbst jetzt überlege ich mir noch manchmal, was mache ich eigentlich hier ?"

Förderlich für seine Karriere erwiesen sich Gesangswettbewerbe, bei denen er zahlreiche Preise gewann. In die USA führte ihn die Teilnahme an einer Meisterklasse bei Tito Capobianco in Pittsburgh, in deren Folge er dort seit 1991 regelmäßig auftritt. Seine Engagements in Pittsburgh, wo er in 'La Cenerentola' seine erste Hauptrolle gab und außerdem in 'La traviata', 'Faust' und 'Madama Butterfly' auftrat, öffnete ihm die Tür zur MET und somit zur gesamten USA. Seine erste Rolle an der MET war für Lanza, der nicht mit dem italo-amerikanischen Tenor Mario Lanza verwandt ist, der Schaunard in 'La Bohème'. Der Erfolg war groß und er kehrte als Silvio in 'I pagliacci' an die MET zurück. Neben zahlreichen Verpflichtungen in ganz Amerika debütierte Lanza 1996 in Los Angeles in Franco Zeffirellis Neuproduktion von 'I pagliacci' als Silvio neben Plácido Domingo und Verónica Villarroel. In dieser Besetzung eröffnete Manuel Lanza mit 'I pagliacci' im November '97 auch die Opernsaison am Washingtoner Opernhaus, wo er gleichzeitig sein Rollendebüt als Mercutio in Gounods 'Romeo et Juliette' gab. Die 23. seiner Rollen, die vor allem dem lyrischen Repertoire zu zuordnen sind.

In den nächsten Jahren möchte der junge Bariton vermehrt ins dramatische Fach hineinwachsen. Konkrete Engagements bestehen für die Verdi-Opern 'Un ballo in maschera' und 'Don Carlo'. "Aus der Sicht eines Sängers ist meine bevorzugte Rolle der Figaro im 'Barbier di Siviglia'. Wenn man stimmlich gut drauf ist, kann man diese Oper zu einem großen Erfolg werden lassen, auch der schauspielerische Part dieser Rolle liegt mir sehr. Als Zuhörer geht für mich nichts über Verdi - 'Un ballo in maschera', 'Otello' oder auch 'Falstaff', den ich an der Mailänder Scala schon selbst gesungen habe. Die Musik dieser Opern mag ich mehr," schwärmt Manuel Lanza. Seine nächsten beruflichen Schritte plant er sorgfältig, "Man muß zwei Dinge beachten, daß die Rolle der Stimme nicht schadet und daß die Rolle ein Erfolg wird, daß geht nur, wenn die Stimme zur Rolle paßt."

Neben zahlreichen Engagements in seinem Heimatland Spanien, tritt Manuel Lanza regelmäßig an der Wiener Staatsoper und der Mailänder Scala auf. Bei letzteren wird er ab Ende Oktober in 'L'elisir d'amore' mit von der Partie sein. Auch in Deutschland ist Manuel Lanza ein gefragter Gastsänger, so auch an der Deutschen Oper Berlin, wo er u.a. in 'Lucia di Lammermoor' an der Seite von Alfredo Kraus und Lucia Aliberti bereits große Erfolge feierte. In München steht er regelmäßig in 'La Bohème' auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper. Der Marcello in 'La Bohème' ist eine Rolle, die ihm besonders liegt, "Stimmlich ist sie für mich als lyrischer Bariton ideal, außerdem besitzt sie wunderschöne Phrasen und ein herrliches Legato. Es ist für mich auch eine perfekte Rolle, weil ich einen jungen Charakter darstelle, der das Leben liebt, und ich innerlich etwas Marcello bin. Ein Teil von mir fühlt in der Weise eines Bohèmien." Für einen Künstler, der ständig auf der ganzen Welt unterwegs ist, sicherlich kein Wunder. Am liebsten tritt Lanza jedoch in Europa auf, "Da bin ich nie weit von meiner Heimat Spanien entfernt." Zu Hause warten Maria Guedán und seine beiden Kinder Marien, 11, und Manuel, 4, auf ihn. Seine Ehefrau hatte er bereits beim Studium kennengelernt. "Sie ist ein lyrischer Sopran. Aber Kinder und den Beruf einer Opernsängerin zu vereinen, ist als Mutter sehr schwierig. Sie hat wieder angefangen zu singen und im Dezember haben wir in 'L'elisir d'amore' in Santander zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden."

Mit Manuel Lanza kann man sich nicht nur über Opern unterhalten, auf dem Gebiet der Computer ist er ebenso fit, "Ich wollte ursprünglich beruflich etwas mit Computern machen, nun bin ich Opernsänger geworden und der Computer ist mein Hobby." In der Zeit, die ihm zwischen Proben, Reisen und Auftritten verbleibt, liest der Spanier gerne, "Bevor ich eine neue Rolle lerne, beschäftige ich mich mit dem Drama oder dem Buch, das der Oper zugrundeliegt. Es ist sehr interessant, die Inspiration des Komponisten zu kennen. So besitzt man eine bessere Vorstellung von der Interpretation. Nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich alles, oder fast alles, was ich für meine Rolle wissen muß. Dann höre ich mir die Musik an und studiere sie. Manchmal hat der Komponist Dinge hinzugefügt. Z.B. bei Verdi oder Puccini, ihre Musik läßt die Charaktere realer erscheinen als im Buch.  Außerdem lese ich gerne Geschichtsbücher und Biographien über Komponisten oder Sänger der Vergangenheit."

 

Birgit Popp

 

Auftritte von Manuel Lanza:

1998

Oktober: 24., 28.                     München                          La Bohème
Oktober:. 21., 26., 31.,
November:  6., 8.                    Mailand/Scala                  L'Elisir d'Amore
November 23.,
Dezember: 9.,12.                     Bilbao                                Fausto
Dezember: 8., 17., 19.             Santander                         Nozze di Figaro

1999

Januar: 4,  7.                           Wien                                  L'Elisir d'Amore
Januar: 29 , Februar: 1, 5      Wien                                  Madama Butterfly
Februar - März                       Trieste                               Lucia di Lammermoor
März: 15. - 27.                        Wien                                  Pagliacci
April: 15., 22., 24., 26.           Wien                                   Linda, Pagliacci, Lucia
Mai:  12., 15.                          Wien                                   Lucia, L'Elisir
Juni:   15 - Juli: 24.                 Mailand/Scala                   Manon

 

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