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Wiener Festwochen 2002

10. Mai bis 30. Juni


Drei Schwestern - Besetzung
Foto: Marie-Noëlle Robert

Zu den Opernwerke die in diesem Jahr im Rahmen der Wiener Festwochen im Theater an der Wien aufgeführt werden, zählt am 25., 27., 29., 30. Mai 2002 um 19.30 Uhr Peter Eötvös' Oper Drei Schwestern nach Anton Tschechow. Das Libretto der Oper stammt von Claus H. Henneberg und Peter Eötvös. Ins Russische rückübertragen wurde es von Krzysztof Wiernicki. Gegeben wird die Oper in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Die am Theater an der Wien gezeigte Produktion ist eine Wiederaufnahme der Produktion der Opéra National de Lyon, wo das Werk 1998 uraufgeführt wurde. Peter Eötvös (Jahrgang 1944) dem auch die musikalische Leitung seines Werkes obliegt, ist ein international anerkannter Dirigent und Komponist und ein engagierter Musikpädagoge. Mit den von Presse und Publikum bei ihrer Uraufführung gleichermaßen umjubelten Drei Schwestern hat er seine erste abendfüllende Oper komponiert, die zugleich die erste lyrische Vertonung eines Stückes von Tschechow ist.  Peter Eötvös über sein Werk.

Neben den Aufführungen des Werkes finden zahlreiche Begleitveranstaltungen statt, so am 25., 27., 29., 30. Mai 2002 un 18.30 Uhr am Theater an der Wien, Großer Pausenraum (Eintritt frei) jeweils ein Einführungsvortrag von Peter Eötvös und am 22. Mai 2002 um 17.00 Uhr am Theater an der Wien, Theatermuseum (Eintritt frei) eine Werkeinführung mit Musikbeispielen durch Peter Dusek im Gespräch mit Peter Eötvös, außerdem am 28. Mai 2002 um 19.30 Uhr am Theater an der Wien das Konzert Eötvös Ligeti Kurtág unter der  musikalische Leitung von Peter Eötvös.  Mitwirkende sind Andrea Meláth, Márta und György Kurtág, Amadinda Percussion Group, UMZE - Ensemble Budapest. Das Konzert bietet Werke der drei weltweit bekanntesten zeitgenössischen ungarischen Komponisten, sowie den Söhnen zweier: György Ligeti und Lukas Ligeti, György Kurtág und  György Kurtág Junior sowie Peter Eötvös. Im Rahmen dieses Konzerts wird György Ligeti, geboren am 28. Mai 1923, seinen  79. Geburtstag feiern.

Am idealen Aufführungsort, dem Theater an der Wien, finden im Juni die Wiener Festwochen 2002 ihren Abschluß mit dem gesamten Mozart-Da Ponte-Zyklus in einer Gemeinschafts- Produktion von Wiener Festwochen und Wiener Staatsoper unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti. Als erste Oper hatte Così fan tutte am 30. Oktober 1994 Premiere. Es folgten Wiederaufnahmen bei den Wiener Festwochen 1996, 1997 und 1998. Fortgesetzt wurde mit Don Giovanni, Premiere am 20. Juni 1999, Wiederaufnahme bei den Wiener Festwochen 2000. Mit der Premiere von Le nozze di Figaro am 18. Juni 2001 wurde der Zyklus abgeschlossen. Am 6., 8., 9. Juni 2002, um 19.00 Uhr steht Le nozze di Figaro, am 17., 19., 20. Juni 2002 um 19.00 Uh Così fan tutte und am  26., 28., 30. Juni 2002 um, 19.00 Uhr Don Giovanni am Theater an der Wien auf dem Programm.

Peter Eötvös über seine Oper Drei Schwestern:  

Es handelt sich dabei um die erste lyrische Vertonung eines Stückes von Tschechow (wenn man einmal von "The Bear" von William Walton absieht), einem Autor, den ich sehr gut kenne. In meiner Jugend arbeitete ich sehr viel als Musiker für die Bühne, im besonderen für Vorführungen von Tschechow. Als ich viel später in Paris an der Chinese Opera arbeitete, schlug Kent Nagano, den ich im Ensemble Intercontemporain kennengelernt hatte, vor, eine Oper daraus zu machen - denn trotz des Namens hatte die Chinese Opera nichts Opernhaftes an sich. Da dachte ich zum ersten Mal an die Drei Schwestern.

Die Idee nahm Gestalt an, als Jean-Pierre Brossman mir einen Auftrag für die Opéra de Lyon gab, eine Bühne, die ich bereits kannte, da ich dort eine Konzertversion von Parsifal und zahlreiche Aufführungen von Don Giovanni von Mozart dirigiert hatte. Zu Beginn der 90er Jahre machte ich mich endgültig an die Kompositionsarbeit. In der Zwischenzeit hatte ich mich vom Ensemble Intercontemporain getrennt und war musikalischer Leiter von Radio d´Hilversum in den Niederlanden geworden. In Amsterdam, wo ich die meiste Zeit wohne, lernte ich die Vorführungen Ushio Amagatsus kennen. Ich war beeindruckt von deren außerordentlicher Ausdruckskraft, es ging mir so, wie es vielen seinerzeit mit den Vorführungen Bob Wilsons ging. Amagatsu ist ein Buto-Tänzer, der zur zweiten Nachkriegsgeneration gehört. Er bezieht die Natur und ihre Elemente wieder in das Spiel ein, für ihn ist es wichtig, sich das wieder zu eigen zu machen, was durch die Katastrophe von Hiroshima verloren ging. Ihm geht es nicht um Frauen oder Männer, sondern im Menschen im kosmischen Sinn.

 

Ich dachte somit für die Inszenierung meines musikalischen Werkes an Amagatsu. Das Libretto stammt von Claus H. Henneberg, der ebenfalls der Librettist von König Lear von Aribert Reimann ist. Die Übersetzung ins Russische wurde von einem Polen angefertigt, der in Rom lebt und sich auch von Rimma Dalos Unterstützung holte, der oft mit dem Komponisten György Kurtág zusammengearbeitet hatte. Vergessen Sie nicht, dass ich, wie Kurtág und Ligeti, in Siebenbürgen geboren wurde. Ich habe Ungarn zwar zehn Jahre nach Ligeti verlassen, aber uns allen ist eine Sprache gemein – jene Béla Bartóks.

Um auf Tschechow zurückzukommen – Rimma Dalos fand, dieser sei sakrosankt. Ich für meinen Teil sehe drei Hauptfiguren, die wie miteinander verwachsen sind und nicht die Fähigkeit haben, auch nur die geringste Entscheidung zu treffen: Irina, ihre Schwester Mascha und ihr Bruder Andrej. Natascha, die zukünftige Gattin Andrejs, beherrscht die drei vom Rande her, sie ist die wirkliche Herrin des Hauses, daher kommt auch das von dem Aufbruch nach Moskau stammende Leitmotiv - ein Traum, der niemals verwirklicht wurde. Die Besetzung Irinas, Maschas und Olgas, der dritten Schwester, mit Kontratenören, die auf der Bühne von Amagatsu dirigiert werden, ermöglicht es mir, die psychologische Analyse, die ich eben kurz skizziert habe, zu vervollständigen. ...  Man darf auch nicht vergessen, dass es unter den 13 Sängern sechs bis sieben verschiedene Nationalitäten gibt, was viel zu dem Schmelztiegel des ganzen Unterfanges beiträgt. Auch ich selbst bin das Resultat mehrerer Kulturen. Ist das nicht eines der wichtigsten Kennzeichen unserer Zeit? ...

Mir jedoch liegt viel an der russischen Sprache. Ich habe jene Sprache vergessen, die man uns damals aufzwang und habe die Energie und den Rhythmus dieser ausgesprochen musikalischen Sprache neu entdeckt. Ich habe viel an der russischen Oper gearbeitet, besonders an Tschaikowski, ... und ich habe, zumindest von seinen Opern, sehr viel gelernt.

Obwohl ich, wie alle anderen ungarischen Musiker auch, von Bartók abstamme, lernte ich in den 60er Jahren Stockhausen, Boulez, Webern, Berg, aber auch den Jazz, Miles Davis, Herbie Hancock und andere kennen. Und da bei mir ein Werk niemals ist wie das andere, basiert diese Oper in ihrem Stil und ihrer Struktur auf all diesen Einflüssen und macht etwas Neues daraus.

Peter Eötvös in einem Interview mit Claude Glayman, Opéra International

 

Drei Schwestern

Oper in drei Sequenzen von Peter Eötvös nach

Drei Schwestern von Anton Tschechow

Text von Claus H. Henneberg und Peter Eötvös

Ins Russische rückübertragen von Krzysztof Wiernicki

  Musikalische Leitung: Peter Eötvös und László Tihanyi
Regie, Szenographie, Licht: Ushio Amagatsu
Bühne, Malerei: Natsuyuki Nakanishi
Kostüme, Maske: Sayoko Yamaguchi

Olga                                        Alain Aubin
Mascha                                    Lawrence Zazzo
Irina                                         Oleg Riabets
Natascha                                  Gary Boyc

Andrej                                      Albert Schagidullin
Kulygin                                     Nikita Storojev
Tusenbach                                Olivier Lallouette
Werschinin                              Riccardo Lombardi
Tschebutykin                            Peter Hall
Soljony                                    Peter Fried
Fedotik                                    Terence Mierau
Rodé                                       Alexei Grigorev
Anfisa                                      Jan Alofs
Orchester: Klangforum Wien und Savaria Symphonieorchester

Theater an der Wien
25., 27., 29., 30. Mai, 19.30 Uhr

In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Wiederaufnahme einer Produktion der Opéra National de Lyon

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