Oper von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave und Arrigo Boito
Szenenbild Simone Boccanegra
Dirigat/Conductor: Simone Young (23., 26. Sept.)/Stephen Mould (7.Okt.)
Regie/Director: Moffatt Oxenbould
Bühnenbild/Set Designer: Peter England
Kostüme/Costume Designer: Russell Cohen
Licht/Lighting Designer: Stephen Wickham
Chor/Chorus Master: Johannes Mikkelsen
Paolo Albiani: Michael Lewis
Pietro: Richard Alexander
Simon Boccanegra: Jonathan Summers
Jacopo Fiesco: Daniel Sumegi
Amelia Grimaldi: Elena Prokina
Gabriele Adorno: Michael Sylvester
Lady-in-Waiting: Caroline Vercoe
Captain: Han Lim
OPERA AUSTRALIA CHORUS
AUSTRALIAN OPERA AND BALLET ORCHESTRA
Es gibt Opernabende, die den Opernbesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis werden
lassen, bei denen einfach alles stimmt. Sie sind wie erlesene Edelsteine und diese sind
selten genug. Einer dieser besonderen Edelsteine war die Simone Boccanegra - Vorstellung
am 23. September 2000 im Sydney Opera House während der Olympischen Spiele. Was sie noch
besonderer machte, auch die Vorstellungen am 26. September und 7. Oktober zeichneten sich
durch die gleiche herausragende Qualität und Intensität aus.
Fiesco (stehend, Daniel Sumegi) und Adorno (Michael Sylvester)
Wie in vielleicht in keiner anderen Oper Verdis spiegelt sich in Simone Boccanegra das
persönliche Schicksal des Komponisten und seine politische Überzeugung wider. Zeit
seines Lebens ist Verdi für die Einheit Italiens eingetreten und wie sehr konnte er, der
Vater, der innerhalb nur eines Jahres durch den Tod seine beiden kleinen Kinder und seine
Ehefrau verloren hatte, sich mit dem Schmerzen eines Vaters sowohl in der Figur Simone
Boccanegras als auch Fiescos identifizieren. Wie sehr mag Fiescos Satz 'Ein jedes Glück
auf Erden ist nichts als trügendes Wähnen.' aus Verdis eigenem Herzen gesprochen gewesen
sein. All' diese Gefühle verstanden Sängerensemble, Chor und Orchester unter der Leitung
von Simone Young hervorragend ins Publikum herüber zu tragen. So anregend, so ergreifend
kann Oper sein. Dazu beiträgt in der Inszenierung von Moffatt Oxenbould natürlich auch
das klug ausgedachte Einheitbühnenbild (Peter England) mit raffinierter Lichtführung
(Stephen Wickham) und die prächtigen Kostüme (Russell Cohen).
Simone Boccanegra (Jonathan Summers) segnet Adorno und Amelia
Einen der fünf Protagonisten herauszugreifen, ist sicherlich nicht ganz fair, denn
gleich, ob als Simone Boccanegra, Amelia, Fiesco, Adorno oder Paolo, sie alle erbrachten
in ihren Rollen Höchstleistungen, sängerisch wie darstellerisch. Und dennoch sei
Jonathan Summers als Sänger der Titelpartie besonders erwähnt. Gleich, ob in den
dramatischen Szenen, wenn er z.B. den Verräter Paolo sich selbst verfluchen läßt, oder
in den lyrischen Augenblicken, als er z. B. Fiesco den Moment schildert, als er vergebens
nach seiner Tochter suchte, seine Stimme ist betörrend, seine Erscheinung von
unglaublicher Bühnenrpräsenz. Seine Stimme geht eine großartige Sympiose mit denen von
Amelia und Fiesco ein. Im ersten Fall als liebender Vater, im zweiten als um Verzeihung
bittender, ja flehender, unerwünschter Geliebter der Tochter bzw. später als sterbender
Doge. Hier das Flehen, die Milde, dort die unversöhnliche Kälte von Fiesco, der seine
Tochter, die Mutter Amelias, durch Boccanegra verführt sah. Der bedrohliche Baß von
Daniel Sumegi und der einschmeichelnde Bariton von Jonathan Summers, sie verkörpern in
geradezu perfekter Weise die psychologische Tiefenzeichnung der Charaktere durch Verdis
Musik.
Elena Prokina als Amelia/Maria
Elena Prokina als Amelia/Maria mit ihrem glasklaren und doch lieblichen Sopran und
Michael Sylvester als Adorno mit ebensolchem Tenor vermitteln die ungestüme Jugend und
Amelia dabei eine Frauengestalt, die durch Mut und Kraft ihr eigenes Schicksal bestimmt
und am Ende zumindest die Hand ihres Geliebten gewinnt, wenngleich auch sie nicht ihren
Vater vorm Gifttod durch den Verräter Paolo - hervorragend verkörpert durch Michael
Lewis - bewahren kann. Trotz der düsteren Worte Fiescos, am Ende verzeiht auch er und die
Liebe siegt. In dieser Inszenierung und mit diesem Ensemble ein Sieg des Genres Oper !
Birgit Popp