Salzburger
Festspiele - PRemiere 3. August 2011
Macbeth
Glanzvolles Debüt für
Zeljko Lucic bei den Salzburger Festspielen
Zeljko Lucic als Macbeth
Sein zweites wichtiges Hausdebüt nach dem
Scarpia in Puccinis Tosca an der Mailänder Scala im Februar
2011 feierte der serbische Bariton Zeljko Lucic in seiner
Paraderolle als Verdis Macbeth, mit der er bereits 2007 an der New
Yorker MET reüssierte, am Mittwochabend bei den Salzburger
Festspielen. Für Lucic, der von 1998 bis 2008 dem Frankfurter
Ensemble angehörte und weiterhin in Frankfurt wohnt, war es nicht
nur sein Debüt bei den Salzburger Festspielen sondern zugleich seine
erste Zusammenarbeit mit dem italienischen Dirigenten Riccardo Muti
und dem deutschen Regisseur Peter Stein. Ein Glücksfall für den
Bariton, der weltweit zu den führenden Verdi-Interpreten seiner
Generation zählt, „Peter Stein ist wie ich sehr
klassisch-traditionell eingestellt. Das kommt mir sehr entgegen. Er
und Riccardo Muti schaffen für uns Sänger die besten Bedingungen, um
ideal für das Publikum zu singen.“
Tatiana Serjan (Lady Macbeth)
und Zeljko Lucic (Macbeth)
Und so befand sich Zeljko Lucic am
Premierenabend in Steins werkgetreuen Inszenierung, die sich aufs
Beste in die steinerne Kulisse der Felsenreitschule einfügte, im
Spiel um das aus Machtgier und Machterhalt zu Massenmördern werdende
Ehepaar Macbeth ganz in seinem Element. Ob mit kraftvollen
Ausbrüchen, weitgeschwungenen, wohltönenden Legato-Bögen,
zweifelnden oder flehenden Pianissimi, Zeljko Lucic ist immer
glaubwürdig in der Rolle des von Macht und Wahnvorstellungen
getriebenen Despoten, der nicht nur eine Erfindung Shakespeares ist,
sondern von 1040 bis 1057 in Schottland herrschte. Ebenbürtig an
Lucics Seite agierten die russische Sopranistin Tatiana Serjan als
Lady Macbeth<, der ukrainische Bass Dmitry
Belosselsky als Banco und der italienische Tenor Giuseppe Filianoti
als Macduff. Präzise und sehr nuanciert von Thomas Lang einstudiert
zeigte sich die Konzertvereinigung Wiener Staatsoperchor in ihrer
Rolle als Hexen, Verschwörer und Edelleute. Solisten wie Chor wurden
von den teils fulminant-bombastisch, teils filigran aufspielenden
Wiener Philharmonikern getragen, die nach offizieller Ehrung ihrem
Dirigenten zu seinem 70. Geburtstag am vergangenen Wochenende ein
weiteres Geburtstagsgeschenk nachreichten.
Zeljko Lucic bei seinem Haus-Debüt an der Mailänder
Scala im Februar 2011 als Baron Scarpia in Puccinis Tosca
verführerisch-elegant und machtgierig-brutal zugleich mit
einschmeichelnden Piani und kraftvollen, unter die Haut gehenden
Ausbrüchen. Bereits mit seinem offiziellen Rollen-Debüt (Ende 2010
war er mit etwas langfristigerer Vorkenntnis an der Züricher Oper in
zwei Vorstellungen von Tosca
eingesprungen) konnte sich Zeljko Lucic als einer der
hervorragendsten Interpreten der heutigen Zeit in der Rolle des
skrupellosen, römischen Polizeichefs etablieren. Im Dezember 2011
wird er in dieser Partie auch an seinem früheren Stammhaus, der Oper
Frankfurt, zu erleben sein.
Photo: Brescia and Amisano, Teatro alla
Scala
Alle weiteren sieben Vorstellungen bis zum 24.
August sind schon seit Vorverkaufsbeginn Anfang des Jahres
ausverkauft. In der kommenden Saison ist Zeljko Lucic aber gleich in
zwei Partien am Frankfurter Opernhaus zu hören: im Dezember 2011 als
Scarpia in Puccinis Tosca und im Mai/Juni 2012 als Jago in
Verdis Otello. Im Januar 2014 wird der Verdi-Spezialist
seinem Ziel, alle großen Bariton-Partien seines Lieblingskomponisten
gesungen zu haben, noch einen Schritt näher kommen. Bisher fehlen
ihm nur noch drei Partien und dann wird er an der Frankfurter Oper
als Falstaff sein Rollendebüt geben.
Text: Birgit Popp,
Photos: Salzburger Festspiele - Silvia Lelli
Der Artikel wurde in der
Frankfurter Neue Presse (
www.fnp.de ) veröffentlicht. |