Vorschau - Oper
Frankfurt - Premiere 30. September 2012
Königskinder
Wenn am 30. September Engelbert Humperdincks
Märchenoper Königskinder unter der musikalischen Leitung des Frankfurter
GMDs Sebastian Weigle in der Inszenierung von David Bösch Premiere an der
Oper Frankfurt hat, ist dies zugleich die Rückkehr des Tenors Daniel Behle
in die Main-Metropole.
Daniel Behle (Der Königssohn)
Der gebürtige Hamburger mit Wohnsitz in Basel war
von 2007 bis 2010 Ensemblemitglied der Oper Frankfurt. Ursprünglich hatte
der Sohn der bekannten Sopranistin Renate Behle mit dem Beruf des
Opernsängers wenig im Sinn, „Ich habe Opern durch meine Mutter von
frühester Kindheit an live mitbekommen und habe mich oft am starken
Vibrato vieler Stimmen gestört. Erst später habe ich gelernt, dass dies
nicht zwangsläufig dem Genre geschuldet ist.“ Behle studierte zuerst
Posaune und Komposition, bevor er eher zufällig sein Talent und seine
Begeisterung für den klassischen Gesang entdeckte, „Meine Mutter war
damals in ihrer Heimatstadt Graz Gastdozentin und anstelle eines
ausgefallenen Schülers habe ich spaßeshalber eine Stunde von ihr bekommen.
Es hat viel Spaß gemacht und so haben wir das fortgeführt. Es war auch
zugleich eine Art Familientherapie, da mein Vater, der Oboist beim NDR
war, 1996 kurz zuvor verstorben war. Später habe ich James Wagner an der
Hamburger Musikschule vorgesungen und er hat mich in seine Klasse
genommen, da war ich 25 Jahre alt.“ Seinen Abschluss machte Behle dennoch
in allen drei Studiengängen.
Sein erstes Engagement erhielt er drei Jahre später
am Staatstheater Oldenburg von 2003 bis 2005. Anschließend war er zwei
Spielzeiten an der Wiener Volksoper angestellt, bevor er für drei Jahre
nach Frankfurt kam. „Ich freue mich, wieder in Frankfurt zu sein. Hier
durfte ich ja schon in der Zauberflöte, der Spanischen Stunde, La
Cenerentola, Otello, Don Giovanni, Entführung, der Daphne oder als Titus
auf der Bühne stehen. Frankfurt war ein großartiges Sprungbrett für meine
Karriere und in die Selbständigkeit. Ich habe künstlerisch viel von
Frankfurt mitgenommen.“
Für Daniel Behle, der vor einem Monat Vater einer
Tochter wurde, sind die Königskinder ein ganz wichtiger Schritt in seiner
Karriere, „Für mich ist der Königssohn ein Ausflug ins
jugendlich-dramatische Fach, wo ich neben dem lyrischen Repertoire, dem
Konzert und Liedgesang meine stimmliche Zukunft sehe. Ich möchte mich in
diese Richtung weiterentwickeln und bin dem Frankfurter Intendanten Bernd
Loebe sehr dankbar für sein Vertrauen in mich.“
Nikolay Borchev (Der Spielmann)
In Humperdincks als Oper 1910 an der New Yorker MET
mit großem Erfolg uraufgeführtem Werk, das er bereits 1897 als Melodram
mit Sprechgesang und Orchester weniger erfolgreich in München
herausgebracht hatte, trifft ein Königssohn (Daniel Behle) in einem
Zauberwald ein Mädchen, die Gänsemagd (Amanda Majeski in ihrem Hausdebüt),
die von einer alten Hexe (Julia Juon) dort durch einen Bann festgehalten
wird. Die beiden Protagonisten verlieben sich ineinander, doch die
Gänsemagd kann dem Jüngling nicht folgen, der dies nicht versteht, ihr
aber seine Königskrone überlässt. Kurze Zeit später erscheint der
Spielemann (Nikolay Borchev) in Begleitung des Holzhackers (Magnús
Baldvinsson) und des Besenbinders (Martin Mitterutzner), um von der Hexe
zu erfahren, wie der vakante Königsthron in der Stadt Hellabrunn
neuzubesetzen sei. Sie sagt voraus, dass am nächsten Tag um Schlag zwölf
der neue König durchs Stadttor schreiten würde. Zu diesem Zeitpunkt tritt
der Spielemann mit der die Krone tragenden Gänsemagd durchs Stadttor und
wird vom zum Bettler gewordenen Königssohn begrüßt. Doch die Bürger
Hellabrunns verhöhnen und verjagen das Paar. Die Hexe wird verbrannt.
Einige Zeit später kehren die Königskinder hungrig zum alten Hexenhaus
zurück, wo der Königssohn seine zerbrochene Krone gegen ein noch von der
Hexe vergiftetes Zauberbrot eintauscht, woran er und die Gänsemagd im
Schnee sterben.
Amanda Majeski (Die Gänsemagd), Julia Juon (Die Hexe, im Schattenriss)
Wer die Geschichte hört, dem kommen als erstes
Begriffe wie Arroganz, Standesdünkel und der Trug von Sein und Schein in
den Sinn. Wie alle Märchen besitzt es einen sehr ernsten Hintergrund und
so Daniel Behle zu seiner Rolle, „So unschuldig, wie in Humperdincks Oper
Hänsel und Gretel sind die beiden Heranwachsenden nicht. Vermutlich ziehe
ich in die weite Welt, weil ich meine Eltern nicht mehr ertragen kann und
ihnen gleichzeitig beweisen will, dass ich zum König tauge. Ich habe mich
jedoch null auf die Welt vorbereitet und besitze sehr idealistische
Vorstellungen. Doch außerhalb der Mauern des Königreichs meines Vaters
regiert nur der Argwohn, Menschlichkeit ist per se nicht vorhanden. Da
treffe ich auf die Reinkarnation der Reinheit und verstehe sie nicht. Die
Musik drückt aus, wie groß mein Ärger auch mir selbst gegenüber ist. Ich
kann nicht verstehen, dass die Gänsemagd durch einen Bann im Wald
festgehalten wird; schlage ihr vor Ärger sogar ins Gesicht und zerreiße
ihr den Blumenkranz. Meine Läuterung erfolgt erst im zweiten Akt und am
Ende bringe ich ihr das größte Opfer, indem ich meine Krone gegen das Brot
eintausche.“
Die Frage des Stückes sei, was einen König ausmache.
„Nicht die Kleider, sondern ein großer Geist, das Edle, seine Größe als
Mensch,“ so der Tenor, „Die Oper beginnt märchenhaft, wird dann aber sehr
realistisch.“ Das Zauberbrot, das die Gänsemagd auf Geheiß der Hexe am
Anfang selbst backt, ist nach Ansicht Behles die Märchenkomponente, die
das Ganze verbindet und seitens der Hexe Drohung und Unglück, aber durch
die Segnung seitens der Gänsemagd Verschmelzung in der Ewigkeit und
Erlösung für die Liebenden im Jenseits bringt.
Text: Birgit Popp,
Photos © Oper Frankfurt -
Wolfgang Runkel
Der Artikel wurde in Auszügen in der
Frankfurter Neue Presse (
www.fnp.de ) veröffentlicht.
Weitere Informationen, Termine,
Photos und Video:
www.oper-frankfurt.de
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