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Opera Notes 1999 - 2003


Jose van Dam - Winterreise Oper Frankfurt

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Porträt des Bassbaritons José van Dam

verbunden mit einer Vorschau auf den Frankfurter Liederabend
'Winterreise' am 4. Oktober, Oper Frankfurt


José van Gam

Am 4. Oktober 2005, 20 Uhr, eröffnet José van Dam die Serie der Liederabende der Saison 2005/06 an der Oper Frankfurt. Mit dem belgischen Bassbariton wird einer der gefeiertsten Opernsänger der Welt mit Schuberts ‚Winterreise’ in Frankfurt zu Gast sein. Ein Liederzyklus, der José van Dam besonders am Herzen liegt, „Für mich ist die Winterreise der schönste, kompletteste und einzige wirkliche Lieder-Zyklus und ich singe ihn sehr gerne. Ich singe z.B. auch französische Lieder oder die Dichterliebe und den Schwanengesang. Aber, nehmen wir letzteren, der Schwanengesang ist ein Zyklus, der keiner ist. Mehrere Lieder wurden zusammengepackt und daraus ist ein Zyklus geworden. Bei der Winterreise spürt man hingegen, dass sie eine Linie besitzt. Auch, wenn Schubert sie in zwei Teilen geschrieben hat. Erst die ersten zwölf Lieder, dann einige Monate später die anderen zwölf Lieder.“

José van Dam besitzt eine klare Interpretation des Stückes, „Für mich ist der Mann schon ein älterer Mann über vierzig, der  über sein Leben nachdenkt, mehr als über seine Liebe. Für mich ist das Wichtigste im Leben die Liebe, nicht nur für eine bestimmte Person, sondern die Liebe in ihrer Vielfalt: für Kinder, für Freunde – für mich ist Freundschaft auch eine Art Liebe. Ohne Liebe ist das Leben furchtbar. So ist es für mich in der Winterreise ein älterer Mann, der in seinem Leben nicht viel Liebe hatte, deshalb fühlt er sich so alleine. Es ist die Einsamkeit eines Mannes ohne Liebe.“

Schon seit zwei Jahren stand fest, dass José van Dam die Winterreise in Frankfurt singen würde, „Als Bernd Loebe La Monnaie in Brüssel verließ, um Intendant der Oper Frankfurt zu werden, haben wir gesagt, dass ich zu einem Liederabend nach Frankfurt kommen würde. Dann haben wir uns für die Winterreise entschieden.“ Und, so wird der Liederabend auch nicht im Rahmen einer Konzerttournee stattfinden, „Ich habe zwar die Winterreise kürzlich erst in Polen beim Festival in Warschau gesungen, aber das hatte sich nachträglich noch so ergeben. Ich hasse Tourneen. Vielleicht fällt es einem leichter, wenn man das selbe Stück zehn oder zwölf Mal hintereinander singt, aber ich hasse Routine in unserem Metier.“

Vielleicht einer der Gründe für die lange anhaltende Karriere von José van Dam, dessen Repertoire, vorgetragen in den bedeutendsten Opernhäusern der Welt, vom Heldenbariton bis zum lyrischen Bass reicht. Sein Debüt als Opernsänger gab José van Dam bereits 1960. Sein internationaler Durchbruch kam 1967 in Berlin, wo er auch längere Zeit wohnte und sich ein gutes Deutsch aneignete. Ein wirkliches Geheimnis für seine mittlerweile 45jährige Karriere weiß er nicht zu nennen, aber so der Sänger, „Eine gute Technik ist das Wichtigste im Gesang. Besonders am Anfang muss man genau wissen, welche Rollen man singen kann. Als ich noch sehr jung war, hatte man mir schon in Paris den Mefistofele von Gounod angeboten. Aber ich lehnte ab, weil es mir noch zu früh war. Ich wollte ihn erst mit 35 singen und dabei bin ich geblieben. Mit 40 Jahren habe ich meinen ersten Holländer in Wagners Der Fliegende Holländer gesungen. Mit 45 meinen ersten Sachs in Wagners ‚Die Meistersinger von Nürnberg’ und da war ich immer noch sehr jung für diese Partie. Aber, man darf auch nicht zu lange mit den Rollen warten, sondern muss den richtigen Zeitpunkt abschätzen können. Ich sage den jungen Leuten heute immer, sie müssen vernünftig sein und Geduld haben. Wenn sie dramatische Partien singen, dann geht das auf die Stimme, aber mit einer guten Technik weniger als mit einer schlechten. Man kann sich sehr viel mit einer guten Artikulation helfen, wenn man dramatische Rollen singt. Die richtige Atemtechnik erleichtert das Singen ungemein.“

 Zu den zukünftigen Verpflichtungen van Dams zählen Janaceks ‚Ein Totenhaus’ im Oktober 2005 in Madrid, in Paris im Dezember 2005 ‚Die Liebe zu den drei Orangen’ und, manchmal nimmt eine Karriere auch kuriose Wege, im Dezember 2006 sein Rollendebüt als Germont in Verdis ‚La traviata’, eine Rolle, die ihm in seinem umfassenden Repertoire noch fehlte.

Birgit Popp

Erschienen in gekürzter Fassung am 26. September.  2005 in der Frankfurter Neue Presse

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