Avangard 3

Mit Mannschaftsgold und Platz vier - nur knapp geschlagen im Kampf um Bronze von der Österreicherin Victoria Max-Theurer, der Tochter der Dressur - Olympiasiegerin von 1980 - kehrten Avangard und Isabelle Kettner von der Junioren-Dressur - Europameisterschaft Ende August aus dem slowenischen Lipica zurück. Bisheriger Höhepunkt einer einzigartigen Erfolgsserie, wobei Pferd und Reiterin erst seit Dezember 1999 ein Paar sind, doch der Erfolg kam umgehend.

Der mit seinem Vater Angard und seiner Mutter Mara '(v. Mahagoni) von Deti Scheuermann, Hirzenhain, ganz auf Trakehner-Basis gezogene Hessenwallach hatte allerdings bereits vor zwei Jahren erst achtjährig seine erste S-Dressur gewonnen, damals noch mit Charlotte Heal. Seine Züchterin, die bis heute auch seine Besitzerin ist und bereits seine Mutter Mara selbst gezogen hatte, stellte den schicken Braunen zweieinhalbjährig zur Körung vor. Doch damals wurde er von der Körkommission abgelehnt, weil er zu wenig Pferd sei. Daß sie Avangard damals legen ließ, bereut Deti Scheuermann heute allerdings fast. Nicht selten erhält sie Anfragen, ob man bei Avangard decken lassen könnte.

Erste Erfolge in Reit-, Dressurpferde- und Eignungsprüfungen hatte Avangard bereits unter Marcel Lehmbruch vierjährig, danach wurde er von der Schülerin Caroline Wegner bis zur Klasse L siegreich geritten. Als diese nach ihrem Abitur zum Studienort zog, übernahm die Bereiterin Charlotte Heal die weitere Ausbildung von Avangard und förderte ihn bis zum Intermediaire I-Niveau. Als die Engländerin vom Jagdschloß Zwiefalten im September 1999 wegging, um eine andere Arbeitsstelle anzutreten, war Avangard erst einmal ohne Reiter und Deti Scheuermann holte ihn nach Hirzenhain zurück. Doch es sollte nicht lange dauern und das Telefon klingelte bei Scheuermanns. Die Eltern von Isabelle Kettner ließen anfragen, ob ihre Tochter Avangard ausprobieren dürfte und damit begann die Erfolgsstory des jungen Paares.

Für die 16jährige, erfolgreiche Ponyreiterin wurde Avangard das Sprungbrett in die Juniorenklasse. Schon bei der Sichtung zum Preis der Besten konnte sie in Kronberg im April in beiden M-Prüfungen siegen. Bereits zuvor hatte das Paar beim Turnier in Wiesbaden-Adamtstal eine L- und eine M-Dressur gewonnen. In Warendorf wurde es im Preis der Besten Sechster. Bei den hessischen Meisterschaften gelang Isabelle Kettner Mitte Juli das Kunststück, alle sechs Dressurprüfungen zu gewinnen, in denen startete. In drei Pony-Prüfungen, um sich den Titel der hessischen Pony-Dressurmeisterin zu sichern, und dreimal mit Avangard auf dem Weg zu ihrem Hessen-Titel bei den Dressur-Junioren. Die Fahrkarte zur Junioren-EM hatte sich die von Anja Plönzke und dem hessischen Jugend-Landestrainer Hans-Günther Scholten trainierte Reiterin bereits zuvor in Nörten-Hardenberg mit einem fünften Platz in der Sichtung gesichert. Ihre Nominierung rechtfertigten die Reiterin vom Wiesbadener Reit- und Fahrclub und der Mahagoni-Enkel mit ihren Leistungen in Lipica, mit denen sie zum Titelgewinn der deutschen Mannschaft beitrugen. So bestätigt sich das Urteil, das Conrad Schumacher bereits vor zwei Jahren in einem Lehrgang des FHP von Avangard gab, "Ein Pferd, das alles hat - Chic, Tritt und große Gelehrigkeit."