Zum ersten Mal wird ein Voltigierpferd mit dem Titel Hessenpferd des
Monats ausgezeichnet. Der 17jährige Wanderer hat sich diese Auszeichnung auch mehr als
verdient. Hat er doch Erfolge erzielt, von denen die meisten anderen Pferde nur träumen
können. In diesem Jahr verhalf er seiner Voltigiergruppe von Mainz-Laubenheim erst zum
Vize-Europameistertitel im polnischen Posznan und anschließend auch noch zum deutschen
Meistertitel, nachdem die Mainz-Laubenheimer im vergangenen Jahr mit ihm bereits Dritte in
der DM geworden waren.
Hanne Strübel, die auf dem Kilianshof in Mainz-Laubenheim einen Stalltrakt gemietet
hat und insgesamt elf Voltigierpferde besitzt, auf denen rund siebzig Kinder und
Jugendliche vom Anfänger bis zum Weltmeister ihren Sport betreiben, hat Wanderer bereits
1993 erworben. Der von Wilhelm Bock, Bad Wildungen-Hundsdorf, aus seiner Atiana (v. Artus)
mit dem Dillenburger Landbeschäler Wieland (v. Woermann) gezogene, braune Hessenwallach
hatte bei seiner Vorbesitzerin sooft Koliken gehabt, daß sie ihn verkaufen wollte und
Hanne Strübel zum Kauf anbot. Sie stimmte zu und tat einen Glücksgriff, "Seitdem
sich Wanderer in meinem Besitz befindet, hat er damit nie wieder Probleme besessen.
Vielleicht hat es ihm zuvor an der nötigen Bewegung gemangelt."
Zuvor war Wanderer noch nie als Voltigerpferd genutzt worden, doch er hat von Anfang an
richtig gut mitgemacht, wie die Longenführerin und Trainerin feststellt. Nur kurze Zeit
später war Wanderer schon ein international mit allen Ehren ausgezeichnetes
Voltigierpferd. 1995 verhalf er Tanja Benedetto in Saumur zum Europameistertitel im
Einzelvoltigieren bei den Damen, 1996 wurde sie mit ihm in Ungarn sogar Weltmeisterin.
1998 folgte ein dritter Platz mit der Laubenheimer Mannschaft bei der DM. 1999 und 2000
fiel Wanderer wegen einer Sehnenerkrankung aus und mußte operiert werden. Daß er wieder
völlig fit werden würde, daß hätte Hana Strübel bei einem damals 15jährigen Pferd
kaum zu hoffen gewagt.
Heute wird Wanderer nur noch fürs Gruppenvolitigieren eingesetzt und geht fast nur
noch bei den Wettkämpfen an der Longe, sonst wird er zuhause dressurmäßig bis zu
Lektionen der Kl. L gearbeitet. Er ist mit drei guten Grandgangarten ausgestattet, am
besten ist jedoch seine gesetzte, gut versammelte Bergauf-Galoppade, die sich zum
Voltigieren besonders gut eignet. "Wir packen ihn richtiggehend in Watte,
"stellt Hanne Strübel fest, "damit er uns noch lange erhalten bleibt. Er ist
ein unbedingtes Verlaßpferd. Immer total ausgeglichen,nicht aus der Ruhe zu bringen und
trotzdem immer frisch. Er ist das liebste Pferd, das man sich vorstellen kann, und war
ganz glücklich, als er nach der langen Pause wieder mit den Kindern an der Longe gehen
durfte." Die neun Kinder und Jugendliche seiner Turniergruppe lieben ihn natürlich
ganz besonders. Mit ihrer schwierigen Kür zu verschiedenen bombastischen, melodischen
Filmmusiken konnte die A-Gruppe aus Mainz-Laubenheim im Jahr 2001 bereits beim
Maimarktturnier in Mannheim siegen, holte sich dann den rheinland-pfälzischen, den
süddeutschen und den deutschen Meistertitel und wrude am Ende Vize-Europameister. Noch
zwei Auftritte wird es in diesem Jahr für Wanderer geben - beim Preis der Besten in
Leverkusen und beim German Masters in der Stuttgarter Schleyer-Halle. Mit Flemming (v.
Flambeau) besitzt Wanderer sgar noch einen hessischen Kollegen unter seinen Stallnachbarn.