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Deutsche Oper Berlin, 19. und 20. Mai 2000Tosca - Der fliegende HolländerEine Repertoire-Vorstellung, die das sonst eher kühle Berliner Publikum in große
Begeisterung versetzte, erlebte die Deutsche Oper Berlin mit der Tosca-Aufführung
vom 20. Mai 2000 in einer Inszenierung von Boleslaw Barlog. In Puccinis gefühlsgeladener,
veristischer Oper, die im Rom von 1800 zum Zeitpunkt der Napoleonischen Kriege spielt und
die tragische Liebesgeschichte zwischen dem Maler Cavaradossi und der Sängerin Floria
Tosca schildert, gab Walter Fraccaro mit seinem schönen Legato und ausreichendem Atem
für die langgezogenen Passagen im passaggio, mit seinem klaren und doch berührenden
Tenor einen ansprechenden Cavaradossi. Mitreißend sein 'Vittoria, vittoria'. Sylvie
Valayre war eine in den Höhen sichere Tosca, der das Ab- und Anschwellen der Töne mit
spielerischer Leichtigkeit gelang, dabei zeigte die Sopranistin auch eine gute Präsenz in
den Piani. Im abschließenden Duett zwischen Tosca und Cavaradossi 'Amaro sol per te m'era
il morire' - da leuchteten die Sterne ! Am 19. Mai (ebenso am 24.) war Simon Estes, für den Berlin seit seinem Debüt 1965 an der Deutschen Oper ein Meilenstein in seiner Karriere bedeutet, in der Titelpartie des Fliegenden Holländers eingesprungen. Was die Gelegenheit gab diesen charismatischen Baßbariton erneut in der Rolle zu erleben, mit der er ab 1978 in Bayreuth in der Inszenierung von Harry Kupfer größte Erfolge feierte. Auf CD ist diese Inszenierung mit einem Live-Mitschnitt aus dem Jahre 1985 bei Philips festgehalten. Der 62jährige Amerikaner, der vor seiner Karriere als Opernsänger Medizin und Psychologie studierte, besaß zwar zu Beginn der Oper etwas Probleme, sich gegen das (zu) laut und zum Teil verschwommen aufspielende Orchester unter der Leitung von Ralf Weikert durchzusetzen und nicht jeder Ton gelang. Im Verlauf des Abends funktionierte Zusammenspiel und Stimme aber immer besser und seine Vorstellung und Rolleninterpretation wurde erneut zu einem beeindruckenden Erlebnis. An seiner Seite waren als Darland Miachael Eder und als dessen Tochter Senta Elisabeth Meyer-Topsoe zu hören, die die schwierige Partie der Senta geschickt meisterte. In den weiteren Rollen zum Einsatz kamen Ralf Willershäuser (Jäager), Katja Borris (Mary) und Clemens Bieber (Steuermann). Gut einstudiert von Helmut Sonne erklang der Chor, dem im Fliegenden Holländer eine ganz besondere Stellung zukommt. Optisch fesselnd ist die Inszenierung von Götz Friedrich mit dem Bühnenbild und den Kostümen von Gottfried Pilz und Isabel Ines Glathar. Besonders beeindruckend sind die Szenen, in denen sich die schwarzen Segeln des Holländer-Schiffes blutrot färben. Die Spinnstube Sentas wurde zu einer Taufabrik ausgebaut. Vertikal hängende Seile zwischen den Spinnerinnen und dem Zuschauerraum sollen das Eingesperrtsein der Mädchen in ihrer Welt versinnbildlichen. Nur Senta gelingt es, aus dieser Welt auszubrechen und vor die Seile, die wie Gitterstäbe eines Gefängnisses wirken, zu treten. Am Ende ist in dieser Inszenierung ein Selbstmord Sentas nicht notwendig, um den Holländer zu erlösen, sehr lebendig darf sie in seine Arme schreiten. Eine Erlösung aus dem Mystischen ins Realistische hinein. Gibt es also doch eine wirkliche Erlösung durch wahre Liebe ? Birgit Popp |
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