Die Wiener Staatsoper im Februar
2004
La
favorite -
Andrea Chenier - Turandot
Szenenphoto Turandot (Photo: Wiener Staatsoper)
Bereits
Ende Januar 2004 hatte die Aufführungsserie von La Favorite begonnen,
in der aus der letztjährigen Premierenbesetzung in den größeren
Partien nur Genia Kühmeier als Inès übriggeblieben war. Wie schon vor
einem Jahr konnte die Sopranistin mit ihrer schönen, frischen, klaren
und gut phrasierten Stimme sehr gut gefallen. Ihre Herrin war dieses Mal
die italienische Mezzosopranistin Luciana d'Intino, die mit ihrem in
allen Lagen gleichmäßig wohlklingenden, mit großem Umfang
ausgestatteten, reinen Mezzo Begeisterungsstürme entfachte. Ramón
Vargas und Manuel Lanza waren die beiden mit schönklingenden Stimmen um
die Gunst Léonores buhlenden Herren. Während
Vargas seinem Fernand tenoralen Glanz und viel Inbrunst verlieh,
war es Lanzas wohlströmender Bariton der die Liebe Léonores
einforderte. Besonders berührend waren die Duette von Tenor und Mezzo
bzw. Bariton und Mezzo, in denen sich die beiden jeweiligen Stimmen zu
einer wunderbaren Einheit zu Donizettis Melodien verschmalzen.
Stimmgewalt verlieh Dan Paul Dumitrescu seinem Balthazar. Wenige
Feinheiten entlockte Vjekoslav Sutej dem Staatsopern - Orchester.
Im
Gegensatz zu Marcello Viotti - alle vier Vorstellungen von Giordanos
veristischer Oper Andrea Chenier wurden unter seiner musikalischen
Leitung zu einem beeindruckenden Opernfest. Regisseur Otto Schenk hat
das Frankreich zur Zeit der französischen Revolution zum Ende des 18.
Jahrhunderts so lebensecht in seiner wunderbaren Inszenierung auf die Bühne
gebracht, daß zu befürchten ist, daß auch hier bald eine
Neuproduktion droht. Für den argentinischen Tenor José Cura ist die
Partie des französischen Dichters, der seine Liebe in Maddalena findet
und mit ihr in der Guillotine sein Leben läßt, eine
Glanzrolle, die für seine voluminöse Tenorstimme ideal geeignet
scheint und in der sie zu einem schönen Fluß gelangte. In vier Arien
und zwei Duetten kann der Tenor sein Können ausspielen.
Während
er zwar stirbt, aber doch zumindest in erfüllter Liebe, ist die
eigentlich tragische Figur in dieser Oper voller berührender Melodien
ganz in der Tradition Verdis der Bariton. Er muß erkennen, daß seine
Ideale von Liebe, Freiheit und Brüderlichkeit in Haß, Leidenschaft und
Tod auf der Guillotine enden. Und, er muß mit der Schuld weiterleben,
daß er Andrea Chenier, einst von ihm verehrt, dem Henker ans Messer
geliefert hat. Für Renato Bruson eine großartige Rolle, die er ganz
zwischen väterlicher Liebe und sexuellem Verlangen zu Maddalena
schwankend auslebt. Ergreifend seine Szenen der Selbstzweifel. Berührend
Norma Fartini als Maddalena, kokett mit schönem Mezzo Elina Garanca als
Bersi, umwerfend Michael Roider als Incroyable, aber auch allen anderen
der insgesamt 15 Solisten (Gioredano hatte offensichtlich ein Herz für
Sänger) gebührt ein großes Lob.
Ebenfalls
lobend hervorzuheben ist die Tosca von Hasmik Papian, die ihren
dramatischen, auch in den höchsten Höhen äußerst klangvollen Sppran
der Titelheldin ebenfalls unter dem aufwühlendem Dirigat von Marcello
Viotti verlieh. Ein tadellosen Cavaradossi gab Keith Ikaia-Purdy, während
Renato Bruson, der dieses Mal kurzfristig eingesprungen war, aber die
Partie am selben Ort gerade erst vergangenen Oktober gesungen hatte,
keine Idealbesetzung als Scarpia darstellte.
Viel
umjubelte Vorstellungen boten die Aufführungen von Le nozze di Figaro,
Così fan tutte und Don Giovanni im Rahmen der Mozart-Wochen im Januar
und Februar 2004.
Zum Ende des Monats brachte Johan Botha mit brillanten Höhen, warmer
Mittellage und mühelosen Übergängen zwischen den Registern als Kalaf
in Puccinis Turandot tenoralen Glanz in die Wiener Staatsoper. Besser
singt diese Partie derzeit wohl niemand.
Birgit
Popp
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