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Theater an der Wien/Wiener Staatsoper
Don
Giovanni
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Würde Mozarts Musik nicht so erstklassig von den Wiener Philharmonikern unter der
Leitung von Riccardo Muti interpretiert werden, man könnte glauben, in Frankreich in
einer Modenschau zu sitzen und nicht in der Oper. Diese Verwirrung schien sich anfangs
auch beim Premierenpublikum bemerkbar zu machen. Dementsprechend blieb der Beifall eher
zurückhaltend, obwohl einige Solo-Arien gebührend gelobt wurden. Wenig Zustimmung beim
Publikum fand einzig die Inszenierung von Roberto de Simone und das nicht ganz zu unrecht
! Durch den extremen, bei jedem Auftritt stattfindenden Kostümwechsel (Kostüme: Zaira de Vincentiis, Bühnenbild: Nicola Rubertelli) im ebenso häufig wechselnden Bühnenbild wirkten die Künstler immer etwas gehetzt, wenn sie die Bühne betraten. Vor allem zu Beginn der Aufführung war eine gewisse Hektik und Nervosität im auffallend jungen Sängerensemble zu spüren. Im Laufe des Abends besserte sich dies zunehmend. Die einzelnen Sänger wurden lockerer und entspannter. Aber die Regie macht es ihnen auch nicht gerade leicht. Bei den vielen Aktionen rund um die handelnden Personen hat man den Eindruck, daß die stimmlichen Leistungen der Sänger zur Nebensache werden. Das halte ich für ziemlich ungerecht, denn jeder von ihnen hat wesentlich zum Gelingen des Abends beigetragen !!!!! Der spanische Bariton Carlos Alvarez gibt einen Don Giovanni quer durch vier Jahrhunderte. Mit seiner wundervoll männlich-dunklen Stimme gelingt ihm auch jeder Verführungsversuch, wenngleich er fast ein wenig zu gutmütig und verantwortungsvoll wirkt, aber dies ist seitens der Regie wohl auch beabsichtigt. Je mehr er sich im Verlauf des Abends der üppigen Kostüme vergangener Jahrhunderte entledigen durfte, um so besser wurde seine Darstellung und Interpretation der mythischen Bühnenfigur. Ildebrando d'Arcangelo ist ein ideal besetzter Diener Leporello mit angenehm jugendlich klingendem Bariton. Die Stimme war zwar anfangs nervös, aber nach geglückter Register-Arie wurde er zusehends sicherer. |
Anna Caterina Antonacci ist eine emanzipierte Donna Elvira mit einer kraftvollen Stimme und sicheren Koloraturen. Adrianne Pieczonka mimt eine dominante, stimmlich sichere Donna Anna, welche weniger verletzt durch Don Giovannis Verführung wirkt, sondern eher empört ist und auf jeden Fall sich selbst Gerechtigkeit widerfahren lassen will. Dazu braucht sie ihren Verlobten Don Ottavio, der mit Michael Schade überaus gut besetzt ist. Mit seiner hellen, klaren Stimme interpretiert er gefühlvoll, aber dennoch bestimmt die Wünsche seiner Liebsten. Angelika Kirchschlager und Lorenzo Regazzo geben als Zerlina und Masetto ein glaubwürdig naives Brautpaar ab, das das Publikum mit seinem Charme umfängt. Beide besitzen eine sehr gute Stimme, die in diesem Theater voll zur Geltung gelangt. Franz-Josef Selig ist ein verläßlicher Komtur, der eben wenig Gelegenheit erhält, sich darzustellen. Riccardo Muti, bekannt für seine äußerst präzise Arbeit, hält am Dirigentenpult alle Fäden in der Hand und weiß, Sänger und Staatsopernorchester ideal zu führen und sich einmal mehr als herausragender Mozart-Dirigent zu profilieren.
Auf jeden Fall ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird, und eine Aufführung, die man sich ein zweites Mal ansehen sollte. Allein schon, um sich die Darsteller-Sänger genauer zu betrachten, was nach Kenntnis der Inszenierung zweifellos leichter fallen wird. Und ein Abend, der den Wunsch hinterläßt, daß noch möglichst viele Mozart-Opern im Theater an der Wien aufgeführt werden.
U.W.
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Birgit
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