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Attila an der Alten Oper Frankfurt am Main

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Alte Oper Frankfurt/Oper Frankfurt, 18. und 20. Februar 2001 konzertante Aufführung in der Alten Oper von Verdis

Attila

Roberto Scandiuzzi
Roberto Scandiuzzi - als Attila gefeiert

Ein Fest der Stimmen
unter der Leitung von Paolo Carignani

Ein geeintes Italien ist stark gegen die österreich-französische Fremdherrschaft. Dieser Überzeugung war Verdi und er traf den Zeitgeist, ja fachte ihn an, als seine Oper über den Hunnenkönig Attila die italienischen Opernhäuser eroberte. Der Uraufführung am Teatro la Fenice in Venedig am 17. März 1846 in der damaligen Karnevalszeit war zwar noch nicht der ganz große Erfolg beschieden, doch dies sollte sich sehr bald ändern. Vor allem die Worte des römischen Heerführers Ezio 'Du sollst das Universum haben, aber laß' Italien mir' schrieben sich die Patrioten auf ihre Fahnen. Die Glanzzeit des Werkes verblaßte erst, als Opern wie Rigoletto (1851), Il trovatore (1853) und La traviata (1853) das Werk von den Bühnen verdrängten. Zu unrecht, denn Verdis Oper ist reich an beeindruckenden, kontrastierenden Musikstücken - sowohl der Solisten als auch des Chores - und mit einer farbenreichen und effektvollen Instrumentierung versehen.

Die Handlung des von Temistocle Solera und Francesco Maria Piave nach der Vorlage des 1808 erschienen Schauspiels des romantischen, deutschen Dramatikers Zacharias Werner ausgearbeiteten Librettos spielt im Jahr 451 in Italien. Attila (Baß) ist mit seinen Kriegern in Norditalien eingefallen und hat die Stadt Aquileja erobert, dem Erdboden gleichgemacht und ihren König ermordet. Dessen Tochter Odabella verschont Attila jedoch, weil er ihren Mut bewundert, ja, schenkt ihr sogar sein Schwert. Sie schwört, ihren Vater zu rächen, und willigt nur zum Schein in eine Heirat mit Attila ein. Der von Attila geachtete, römische Feldherr Ezio, verärgert über die Schwäche seines noch jugendlichen Kaisers, schlägt Attila einen Pakt vor: ihm, den Hunnenkönig die Weltherrschaft, wenn er, Ezio, die Macht über Italien erhält. Attila lehnt diesen verräterischen Plan empört ab. Mit Odabellas Hilfe, die ihre eigenen Rachepläne durchkreuzt sieht, entgeht Attila einem Giftanschlag durch Foresto (Tenor), Odabellas Verlobten aus Aquilejanischer Zeit, dem sie jedoch zur Flucht verhilft. Am Ende ist es Odabella, die Attila den todbringenden Schwertstoß versetzt, während Ezios Heere die hochzeitfeiernden Hunnen überwältigen.

Gemeinsam sind wir stark - das gilt auch für die Alte Oper und die Oper Frankfurt. Das mit Sängerprominenz nicht eben verwöhnte Frankfurter Publikum durfte in dieser Gemeinschaftsproduktion einen Weltstar wie den italienischen Baß Roberto Scandiuzzi feiern. Er hat die Rolle des Attila vom rücksichtslosen Eroberer über den aufrechten Kämpfer bis hin zum von der Liebe ergriffenen, gar von himmlischen Erscheinungen in seiner Standfestigkeit beirrten König in all ihren Facetten verinnerlicht und gibt sie mit berührendem Timbre, sicherer und geschmeidiger Stimmführung durch alle Register und Gefühlsmomente, großen Linien, hervorragender Wortverständlichkeit und großartiger Ausstrahlung.

Ursprünglich war mit Michèle Crider als Odabella an seiner Seite ein weiterer Weltstar vorgesehen gewesen, doch die amerikanische Sopranistin sagte in der Woche vor dem 18. Februar wegen Erkrankung ab. Vertreten wurde sie mehr als würdig von der jungen, griechischen Sopranistin Dimitra Theodossiou, die 1995 am Athener Opernhaus als Violetta in La traviata debütiert hat. Zu ihren Rollen zählt die Koloratursopranistin, die in Deutschland bereits in Wiesbaden, Karlsruhe und Kassel aufgetreten ist, außerdem die Titelpartien von Anna Bolena, Lucia di Lammermoor und Norma, Violetta, Donna Anna, Leonora (Il trovatore), Desdemona und Liù. Als Odabella erlebte sie 1999 einen großartigen Erfolg in Bologna und Parma, den sie nun in Frankfurt wiederholen konnte. Mit ihrer kraftvoll leuchtenden, intensiven dramatischen Stimme, die auch zu den feinsten Piani fähig ist, zählt sie heute zu den interessantesten Verdi-Interpretinnen.

Der Eindruck konnte nicht verwehrt werden, daß sich die Sänger gegenseitig beflügelten. So bot das Frankfurter Ensemblemitglied Zeljko Lucic einen beeindruckenden, Attila ebenbürtigen, römischen Feldherrn Ezio mit seinem geschmeidigen, farbenreichen und voluminösen Bariton. Der amerikanische Tenor Martin Thompson ist in Frankfurt ebenfalls kein Unbekannter. Mit großem Erfolg hatte er den Des Grieux in Puccinis Manon Lescaut an der Seite von Zeljko Lucic (Lescaut) gegeben. Seinen imposanten, ausstrahlungsstarken Tenor führte er als Foresto klar und sicher durch alle Wechselbäder der Gefühle. Die kleineren Partien des Uldino und des Papsts Leo I. waren bei den Frankfurter Ensemblemitgliedern, dem amerikanischen Tenor Peter Marsh und dem isländischen Baß Magnus Baldvinsson ebenfalls in guten Händen oder besser gesagt Kehlen.

Für den monumentalen Stil dieses Werkes hat der Chor der Oper Frankfurt (Leitung: Andrés Máspero) von der Kantorei Frankfurt (Leitung: Winfried Toll) Verstärkung erhalten. Beide Chöre vereinten sich zu einem wohlklingenden Ganzen. Der Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt Paolo Carignani, Absolvent des Giuseppe- Verdi- Konservatoriums und heute an allen großen europäischen Opernhäusern wie in Wien, Paris, München und Berlin tätig, konnte sich einmal mehr als wichtiger und zuverlässiger Verdi-Interpret profilieren. Das Frankfurter Mueseumsorchester hielt die Hochspannung vom Anfang bis zum Ende, litt und lebte unter seiner Stabführung mit den Protagonisten, trieb das Geschehen voran. Manchmal etwas zu vollbrüstig, meistens aber in gut ausbalanciertem Verhältnis zu Protagonisten und Chor. Auch ohne Bühnenbild und Inszenierung liefen Dank Verdis Musik und ihrer gelungenen Umsetzung bei den Zuhörern die Geschehnisse plastisch und verständlich vor dem inneren Auge ab. Die Standing Ovations des Frankfurter Publikums wurden an beiden Abenden mit einer Zugabe belohnt. Solche operalen Highlights würde Frankfurt gerne öfter erleben.

Birgit Popp

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