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Opera Notes 1999 - 2003


Udo Gefe - Operndirektor der Oper Frankfurt

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Porträt des Frankfurter Operndirektors Udo Gefe

verbunden mit einer Vorschau auf den Frankfurter Saisonstart
mit der Wiederaufnahme von La bohème


Udo Gefe bei der Arbeit in seinem Büro
Photo: Birgit Popp

Wenn am 10. September die Oper Frankfurt mit der Wiederaufnahme von Puccinis La bohème in die Saison 2005/06 startet, so wird es für einen, der fast zwei Jahrzehnte die Geschicke des Hauses mitbestimmt hat, seine letzte Saison sein: Udo Gefe wird am Ende der kommenden Spielzeit in Pension gehen. Der immer Ruhe und Verbindlichkeit ausstrahlende, meist bescheiden im Hintergrund bleibende Frankfurter Operndirektor hat auch über die Jahre wechselnder Intendanten und Generalmusikdirektoren immer Konstanz in das Haus gebracht. Zu seinen größten Verdiensten zählt sein maßgeblicher Anteil am Aufbau des Frankfurter Sängerensembles. So hat Udo Gefe 1998 den heute weltweit gefragten Bariton Zeljko Lucic für das Frankfurter Opernhaus entdeckt, als dieser noch ganz am Beginn seiner Laufbahn stand. Sängerinnen wie die Sopranistin Diana Damrau oder die Mezoo-Sopranistin Elina Garanca, die beide von Frankfurt aus ihre Weltkarriere gestartet haben, waren ebenso durch Udo Gefe an das Frankfurter Opernhaus geholt worden.

 Geboren 1942 im südhessischen Groß-Umstadt konnte sich der Sohn eines gymnasialen Musiklehrers schon in jungen Jahren für die klassische Musik und das Theater begeistern und er nahm seit seinem siebten Lebensjahr Klavierunterricht. Von 1962 bis 1966 studierte Udo Gefe Schulmusik in Frankfurt, allerdings nur zur Sicherheit, „Mein Wunsch war immer gewesen, Dirigent zu werden.“ Seine Frankfurter Studienzeit nutzte er an vielen Abenden für Opernbesuche. Von 1966 bis 1969 setzte Udo Gefe sein Studium mit Dirigentenklassen in Hamburg fort. In den Jahren 1969 bis 1977 arbeitete er in Wuppertal, Düsseldorf und Kiel als Korrepetitor und Kapellmeister und erstmals in Frankfurt (1975 - 1977) als musikalischer Assistent mit Dirigierverpflichtung  Bei diesem Werdegang verwundert es, daß der Musiker an seinem Berufswunsch ‚Dirigent’ nicht festhielt, „Es war die Selbsterkenntnis, daß mir ein paar wichtige Eigenschaften gefehlt haben. Ich bin mehr für das Miteinander-Arbeiten, aber als Dirigent muß man eine absolute Führungspersönlichkeit mit unerschütterlichem Selbstvertrauen sein.“

1978 wurde er von Christoph von  Dohnányi als künstlerischer Betriebsdirektor an die Hamburgische Staatsoper engagiert. Udo Gefe blieb dort in dieser Funktion sechs Jahre, bis er – nach einem Jahr als freier Liedbegleiter u. a. von Bernd Weikl und Peter Schreir - 1985 diese Position unter Michael Gielen an der Oper Frankfurt übernahm. Als Gielen Frankfurt verließ, ging Udo Gefe zu Mortier ans Theatre de la Monnaie nach Brüssel. „Dort habe ich durch den Kontakt mit Regisseuren wie Luc Bondi oder Peter Mussbach sehr viel dazu gelernt.“ Als 1990 in Basel eine Ergänzung zum damaligen musikalischen Leiter gesucht wurde, nahm Udo Gefe den Ruf in die Schweiz an und begleitete erstmals die Position des Operndirektors, die er seit 1993 ohne Unterbrechung nun an der Oper Frankfurt innehat.

„Wie die Funktion eines Operndirektors konkret ausgestaltet wird, ergibt sich aus der Aufgabenverteilung zwischen Intendanten, Generalmusikdirektor und Operndirektor, das kommt auf die einzelnen Persönlichkeiten und deren Interessenslagen an,“ umschreibt Udo Gefe seinen Aufgabenbereich, “Im Laufe meiner Tätigkeit habe ich verschiedene Konstellationen und Arten erlebt, davon hängt mein Freiraum als Operndirektor ab. Unter Bernd Loebe und Paolo Carignani organisiere ich vor allem die Besetzungen, mache die Planungen, kümmere mich um die Vertragsgestaltungen. Ich sorge dafür, daß die finanziellen Gegebenheiten bei den Produktionen eingehalten werden. Die gesamten Terminabsprachen und Terminorganisation, das geht von Bühnentechnik und Werkstätten über Orchester, Chor bis zum Sängerensemble. Damit der Betrieb reibungslos läuft, ist viel Organisationsarbeit notwendig.“ Am meisten am Herzen liegt ihm jedoch die Betreuung des Sängerensembles, „Oft ist dabei viel Überzeugungsarbeit notwendig. Natürlich kann man nicht jedem seine Wunschpartie anbieten. Manchmal führt den Sänger aber auch eine andere Partie oder gar ein anderes Stimmfach viel weiter, da seine Stimme darin viel besser zum Ausdruck kommt.“

Was die Auswahl der Regisseure und Stücke betrifft, so liegt dies heute vor allem in den Händen des Intendanten. „Bernd Loebe hat bereits viele neue Regietalente entdeckt. Die Auswahl der Stücke und der Regieteams ist seine Domäne. Er ist zugleich künstlerischer Leiter in Absprache mit dem Generalmusikdirektor. Ich besitze zwar Einfluß, da er nicht alles alleine machen kann, aber unter seiner Ägide hat sich meine Tätigkeit etwas verlagert von künstlerischen zu mehr administrativen Dingen.  Unter Steinhoff, der geschäftsführender Intendant war, war ich für die Besetzungen zuständig. Das Frankfurter Ensemble war in den 90igern bis auf zehn Sänger reduziert worden. Sylvain Cambreling hatte als künstlerischer Direktor immer nur Gäste für die großen Partien engagiert. Er war der Meinung gewesen, daß sich bei nur 100 Vorstellungen pro Saison ein Ensemble nicht lohnen würde, da für viele Sänger keine Vollbeschäftigung garantiert gewesen wäre. Bei 120 Vorstellungen und einem breiteren Repertoire, wie wir es heute haben, rentiert sich ein Ensemble. Als Cambreling 1997 das Haus verlassen hatte, haben wir das Ensemble auf 25 SängerInnen erweitert, was maßgeblich meine Aufgabe gewesen ist. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Damit wurde auch ein sehr flexibles Arbeiten möglich und die finanziellen Mittel konnten rationeller eingesetzt werden. Heute sind es knapp dreißig Ensemblemitglieder.“

Neben dem bereits erwähnten Zeljko Lucic hat Udo Gefe Ensemblemitglieder wie Magnus Baldvinsson, Soon-Won Kang (Colline am 10. September), Johannes Martin Kränzle  (Schaunard am 10. September), Peter Marsh,  Michael McCown, Nidia Palacios und Britta Stallmeister (Musetta am 10. September) nach Frankfurt geholt. Daß Sänger wie Zeljko Lucic immer noch dem Frankfurter Ensemble angehören, ist auch der Umsicht von Udo Gefe zu verdanken, „Ich bemühe mich mit der Planung immer voraus zu sein, um Gastiermöglichkeiten zu schaffen. Manchmal müssen wir auch einen Kompromiß suchen, dann ist das Organisationstalent gefragt. Aber, wenn wir ablehnen würden, wären wir für Sänger dieser Klasse nicht mehr so attraktiv, daß wir sie halten könnten.“

Für besonders wichtig bei der Zusammenstellung des Programms einer Spielzeit erachtet Udo Gefe, „Die Vielgestaltigkeit. Für mich sind sowohl viele musikalische Stile vom Barock bis zur Modernen wichtig, wie viele unterschiedliche Regiestile. Ich fühle mich sehr zuhause bei den Regisseuren, die hier arbeiten, weil sie ernsthaft bemüht sind, die Stücke zu erzählen. Das heißt nicht unbedingt in Original-Ambiente, aber, daß der Regisseur nicht ein eigenes Stück daraus macht. Ich wüßte gar nicht soviel anders zu machen, als es von Bernd Loebe konzipiert wurde.“ Und so wird Udo Gefe auch keine Einwände gegen das Protagonisten-Paar der Saisoneröffnung mit dem Tenor Joseph Calleja als Rodolfo und dessen Ehefrau, die Sopranistin Tatiana Lisnic als Mimi gehabt haben, die auch zu den regelmäßigen Gästen an der Wiener Staatsoper zählen.

Birgit Popp

Erschienen in gekürzter Fassung am 23. August 2005 in der Frankfurter Neue Presse

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