Carlos Alvarez als Rigoletto und Ramón Vargas
als Duke of Mantua - noch sind sie Freunde.
Photos: Bill
Cooper
Exzellente
Aufführungen zweier Verdi-Opern eröffneten den Monat Oktober am
Londoner Royal Opera House Covent Garden. In der recht düsteren, aber
mit prächtigen Kostümen ausgestatteten Rigoletto-Inszenierung von
David McVicar (Leiterin der Wiederaufnahme und Choreographie:
Leah Hausmann, Bühnenbild: Michael Vale, Kostüme: Tanya
McCallin, Licht: Paul Constable) standen mit dem spanischen Bariton
Carlos Alvarez als Rigoletto und dem mexikanischen Tenor Ramón Vargas
als Herzog zwei der weltweit führenden Vertreter ihres Repertoires
gemeinsam auf der Bühne. Für Carlos Alvarez war es nach seinem
gefeierten Rollendebüt genau ein Jahr zuvor am Madrider Teatro Real
sein zweites Engagement in dieser Rolle.
Niemand ist vor dem Spott Rigolettos sicher -
Carlos Alvarez mit Dervla
Ramsay als Gräfin Ceprano
Trotz
seiner Jugend versteht der Mitdreißiger die gewaltige Spannbreite der
Gefühle Rigolettos vom liebenden, gefühlvollen, verzweifelnden Vater
und in Körper und Seele verkrüppelten Menschen bis hin zum hohnvollen,
menschenverachtenden Narren mit großer Glaubwürdigkeit und glanzvoller
Stimme mit ergreifenden Piani wie ebenso kraftvollen Ausbrüchen in den
Zuschauerraum zu transportieren.
Gilda (Patrizia Ciofi) ist die einzige Person, die
Rigoletto etwas bedeutet.
Ebenso
gut disponiert und glaubhaft ist Ramón Vargas in der Rolle des
leichtlebigen Herzogs, dem keine Frau widerstehen kann. Glasklar und
dennoch warm im Timbre sein berührender, mit großer Geschmeidigkeit,
Sensibilität und Sicherheit geführter Tenor. In allen Lagen sehr
ausdrucksvoll und sicher gelang auch der Sopranistin Patrizia Ciofi,
deren Stimme sich in den Duetten mit ihrem Vater und dem Herzog
hervorragend vereinte zu einem glanzvollen Gesamtwerk. Auch die
mittleren und kleineren Partien waren hervorragend besetzt, so mit Kurt
Rydl als berüchtigter Sparafucile, Leah- Marian Jones als betörende
Maddalena
oder Darren Jeffery als gedemütigter Vater Graf Monterone, der
mit kraftvollem und ausdrucksstarken Baß diese Partie verkörpgerte,
was leider nicht allzu häufig geschieht.
Großen Anteil am Gelingen des Abends hatte das Orchester des
Royal Opera Houses unter der Leitung von Maurizio Benini und der Chor
des Hauses unter der Leitung von Terry Edwards.
Gilda stirbt in den Armen ihres Vaters..
Daß
am 12. Oktober 2002 bei der letzten Vorstellung in dieser Spielzeit (die
455. am Hause in dieser Produktion) die Bühnentechnik versagte -
nachdem am Vormittag die Generalprobe von Wozzeck stattgefunden hatte -,
brachte der sängerischen Leistung keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Sänger
und diejenigen, die mehrere Aufführungen miterlebt hatten, waren der
Meinung, daß die halbszenische Vorstellung in Kostümen aber ohne Bühnenbild
musikalisch und gesanglich die beste der Serie war - prima la musica
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