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I masnadieri - Royal Opera House Covent Garden London
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Royal Opera House Covent Garden London, 11. Oktober
2002
I
masnadieri
Carlo (Franco Farina) und Amalia (Paula Delligatti) haben sich am Ende
wiedergefunden, doch zu spät, um mit einander glücklich zu werden.
Photo: Clive
Barda
Während
Rigoletto (Uraufführung 1851)
zum Standard-Repertoire fast jeden Opernhauses zählt, brachte
das Royal Opera House mit Verdis I masnadieri (Libretto: Andrea Maffai
nach Schillers Die Räuber) eine eher selten gespielte Oper des
italienischen Komponisten auf die Bühne, die 1847 ihre Uraufführung in
London erlebt hatte. Die damalige Vorstellung am 22. Juli in Her
Majesty's Theatre (heute Spielstätte berühmter Muscials wie The
Phantom of the Opera) in Anwesenheit von Königin Victoria hatte keinen
nennenswerten Erfolg gebracht, so die Musikhistoriker. Dieser sollte
sich erst 1848 bei den italienischen Premieren in Rom und Florenz
einstellen. Dauerhafte Aufnahme in die Repertoires der Häuser war dem
Werk dennoch nicht beschieden, denn Werke wie Rigoletto (1851), La
traviata und Il trovatore (1854) nahmen bald seine Stelle ein. In der
zweiten Hälfte des 19. Jhd. hatte es jedoch weltweit Aufführungen
gegeben, so in Buenos Aires, New York, Wien und Paris. Die
deutschsprachige Uraufführung erfolgte erst 1928 in Bremen.
Amalia (Paula Delligatti) greift sogar zum Schwert von Francesco
(Dmitri Hvorostovsky), um sich gegen seine Annäherungen zu verteidigen.
Die
Oper erzählt die Geschichte des Grafen-Sohnes Carlo (Tenor), der sich
auf Grund eines durch seinen durchtriebenen, jüngeren Bruder Francesco
(Bariton) gefälschten Briefes von seinem kränkelnden Vater Graf
Massimiliano (Baß) verstoßen glaubt und zum Anführer einer Räuberbande
wird. Seine Verlobte Amalia (Sopran), die zugleich die Nichte des Grafen
ist, wartet vergebens auf seine Rückkehr. Als der Graf durch eine von
seinem Sohn Francesco fingierte Geschichte vom angeblichen Tod Carlos in
einer Schlacht erfährt, bricht er zusammen. Francesco läßt seinen
Vater als tot erklären, wirft ihn aber nach dessen Erwachen in eine
Gefangenengruft. Durch den Diener Arminio (Tenor), der Francescos Lügen
nicht länger deckt, erfährt Amalia die Wahrheit, daß weder Carlo noch
sein Vater tot sind. Sie widersetzt sich den Liebeserklärungen und
Zudringlichkeiten des neuen Grafen Francesco, der sie zur Frau nehmen
will, und flieht aus dem Schloß. In der Gewitternacht trifft sie auf
Carlo, der auch seinen Vater befreit, und muß am Ende erkennen, daß er
zum Räuber geworden ist. Da sie ihn dennoch nicht verlassen will, Carlo
ihr aber auch ein Leben als Gesetzlose ersparen will, bringt er sie um,
wird aber danach von seinen eigenen Leuten ebenfalls ermordet. Sein
Bruder Francesco wurde von Albträumen heimgesucht und bittet den
Pfarrer Moser (Baß) um Absolution, welche dieser ihm aber nicht
erteilt. Francesco wird von den Räubern im Kampf getötet.
Pfarrer Moser (Eric Halfvarson) verweigert Francesco
(Dmitri Hvorostovsky) die geforderte Absolution.
Die
Londoner Produktion, die zuvor bereits bei einigen Festivals im
Verdi-Jahr 2001 zu sehen war, hatte Ende September Premiere. Die Aufführung
am 11. Oktober 2002 war die fünfte am Royal Opera House Covent Garden
gewesen. Wie die Rigoletto-Vorstellungen glänzten auch die I
masnadieri-Aufführungen durch ein hervorragendes Sängerensemble.
Besonders schwierig ist die Partie des Carlo, die mit einer lyrischen
Arie beginnt, sich dann ins Dramatische steigert und am Ende wieder ins
Lyrische zurückkehrt. Dem amerikanischen Tenor Franco Farina gelingt
dieser Wechsel vom Lyrischen ins Dramatische und wieder zurück mit in
der ganzen Bandbreite sicherer, ausdrucksvoller, schön phrasierter und
in allen Lagen angenehm timbrierter Stimme bestens. Besonders anrührend
ist sein Duett mit seinem Vater, der ihm dem Segen eines Vaters erteilt,
ohne zu diesem Zeitpunkt zu wissen, daß er seinen Sohn vor sich hat.
Mit beeindruckender, warmer, in voller Blüte stehender Stimme
und Würde agierte der deutsche Baß René Pape als Graf von Moor.
Problemlos schwingt die Sopranistin Paula Delligatti ihren schön
klingenden Sopran in die Höhe, aber auch in der mittleren Lage läßt
ihre Stimme nichts zu wünschen übrig. Finster und etwas kehlig, damit
aber durchaus zur Partie des verschlagenen Francesco passend, klingt der
in guter Linie geführter Bariton von Dmitri Hvorostovsky. Glaubwürdig
am Ende sein Wahn angesichts des bevorstehenden Todes. Mächtig und
beeindruckend wie ist der Baß von Eric Halfvarson als Pfarrer Moser.
Graf Massimiliano (Rene Pape) muß mit ansehen, wie sein Sohn
Carlo und seine Nichte Amalia ermordet werden.
Der
erfahrene Verdi-Interpret Edward Downes am Pult des Orchesters des Royal
Opera Houses ist ein überzeugender Anwalt des Stückes, dem es gelingt
alle Stimmungsschwankungen mit Leben zu füllen. Wie in allen Werken
Verdis kommt auch in I masnadieri dem Chor eine zentrale Bedeutung zu,
sind es doch am Ende die Räuber, die über Tod und Leben bestimmen.
Die
Inszenierung von Elijah Moshinsky mit Bühnenbild und Kostümen von Paul
Brown und dem Licht von Howard Harrison bleibt erfreulicherweise in der
im Libretto festgelegten Zeit zu Anfang des 18. Jahrhunderts sowohl im Bühnenbild
als auch in den Kostümen.
Von der Regie wurde die Drehbühne geschickt eingesetzt. Ein
netter Einfall war, Carlo, als Amalia voller Sehnsucht von ihm sang,
schemenhaft am Fenster des Wintergartens erscheinen zu lassen. Zwar hat
I masnadieri auf seinen Weg zum psychologisierenden Musikdrama nicht
wirklich vorangebracht, aber es besitzt herrliche Melodien und bietet
den Solisten großartige Momente, ihr gesangliches Können zu präsentieren,
von daher ist diese Oper ohne Frage eine Bereicherung des Repertoires.
Birgit Popp
I masnadieri -
Verdi
ROH Premiere 28.
September 2002
Count Massimiliano -
René Pape
Carlo - Franco Farina
Francesco - Dimitri Hvorostovsky
Amalia - Paula Delligatti
Arminio - Edgaras Montvidas
Moser - Eric Halfvarson
Rolla - Grant Doyle
Musikalische
Leitung - Edward Downes
Regie - Elijah Moshinsky
Ausstattung - Paul Brown
Licht - Howard Harrison
Orchester und Chor des ROH
Rigoletto
am ROH in im Oktober 2202
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