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Kommentar - Peter Pan

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Wiener Staatsoper, Premiere 22. Oktober 2000

PETER PAN

in einer Ausstattung des Prinzregententheaters, Miinchen
österreichische Erstaufführung in memoriam August Everding

Eine musikalische Abenteuerreise in 3 Akten, einem Vcr- und einem Nachspiel nach James Matthew Barrie in der deutschen Übersetzung von Erich Kästner Musik von Wilfried Hiller

Musikalische Leitung: Werner Seitzer; Inszenierung: Stephan Pauly (nach August Everding); Bühnenbild: Martin Kinzlmaier;  Kostüme: Ines Nagel
Mary Darling / Tigerlilly: Ildiko Raimondi
George Darling / Kapitän Haken: Hans Peter Kammerer
Wendy: Moira Angela Darling Ileana Tonca
John Darling: Thomas Prokop
Michael Darling: Clemens Krapfenbauer
Peter Pan: Angelika Kirchschlager
Wiener Sängerknaben, Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
Musikalische Studienleitung Wolfgang Rot
Reprisen 26., 29.Oktober, 2., 6. und 9. November 2000 (in der Premierenbesetzung nur noch am 26. Oktober 2000)

Mit der Premiere, die zugleich die österreichische Erstaufführung von Wilfried Hillers Peter Pan war, setzte Staatsoperndirektor Ioan Holender den zweiten Teil seines Kinderoper-Konzeptes in die Tat um. Teil eins des Konzeptes, der vor allem Kinder zwischen vier und acht Jahren ansprechen soll, ist die kindgerechte Spielstätte im Zelt auf dem Dach der Wiener Staatsoper. Es feierte mit seiner Eröffnungsproduktion 'Das Traumfresserchen' sensationelle Erfolge und ist nun bereits in seine (ursprünglich nicht geplante) zweite Spielsaison gegangen, bei der noch immer alle Vorstellungen ausverkauft sind. Im zweiten Schritt wollte sich Ioan Holender vor allem der Altersgruppe zwischen acht und zwölf zuwenden und ging das Wagnis ein, ins Große Haus mit seinen 2000 Sitzplätzen zu ziehen - das Prinzregententheater in München, für das die Inszenierung von August Everding ursprünglich geschaffen wurde, hatte nur gut der Hälfte der Besucher Platz geboten. Holender wurde mit einem vollen Haus zur Premiere am 22. Oktober um 14 Uhr belohnt und auch die zweite Vorstellung am selben Tag um 18 Uhr war fast ausverkauft. Da am Morgen auch 'Das Traumfresserchen' im Zelt auf dem Dach gespielt wurde, gab es gleich eine Premiere der ganz besonderen Art: zum ersten Mal in ihrer Geschichte wurden drei Kinderopern an einem Tag an der Wiener Staatsoper gegeben !

Die Altersgruppeneinteilung löste sich allerdings sozusagen im Feenstaub auf - ganz gemäß dem Lied am Ende der Vorstellung, daß Peter Pan eine Geschichte für jedes Alter sei. Knapp ein Drittel der Premierenbesucher dürften Erwachsene gewesen sein, von denen sich viele in ihre eigene Kindheit zurückversetzt sahen. Zwei Drittel waren Kinder, dcoh von ihnen dürfte rund die Hälfte noch keine acht Jahre gezählt haben. Selbst Dreijährige verfolgten die Geschichte, die sie nur zu gut kannten, mit großen Ernst und Interesse und waren ganz in ihrem Bann gezogen. Peter Pan bestand seine Feuerprobe auch in einem solch großen Haus. Hillers Musik begeisterte, ebenso die Sänger und die Bühnentechnik. Wenn man ein kleines Manko suchen will, so muß man sagen, es waren vielleicht manchmal zu viele Dialoge statt Rezitative eingebaut. Aber Wilfried Hiller wußte, daß er keine Oper im engeren Sinne geschrieben hatte und nannte deshalb sein Werk auch sehr treffend 'musikalische Abenteuerreise'.

Er wollte auch zeigen, daß Kapitän Haken eigentlich im Herzen ein guter Mensch sei, und schuf ihm eine 'Große Arie', in der er sentimental von seinen Jugenderinnerungen singt. Ein Moment, in dem es ganz leise im Zuschauerraum wurde. Die Kinder (große wie kleine) hörten gefesselt zu. Zuhören lernen - wenn die Oper für Kinder einen pädagogischen Anspruch erhebt, dann sicherlich diesen. Wie wichtig der (vom Komponisten besonders gewünschte) gemeinsame Besuch von Erwachsenen und Kindern ist, damit die Kinder nicht wie vor dem Fernseher allein sitzen und mit ihren Fragen ebenso alleine gelassen werden, zeigten die vielen Zwischenfragen vor allem der Jüngeren. Wenngleich das im Programmheft abgedruckte Zitat von Antoine de Saint-Exupéry seine Berechtigung besitzt: 'Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst, und für die Kinder ist es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen.' Manches sollte man eben einfach auf sich wirken lassen - wie die z.T. sehr lyrisch-einschmeichelnde, z.T. schon fast ans Musical erinnernde Musik, wie das farbenprächtige, einfache und doch raffinierte Bühnenbild, das zum Teil auf zwei Ebenen spielte und den Orchestergraben in sein Spiel einbezog. Ein Lob gilt allen Sängern und Musikern, die sich hervorragend engagierten. Ganz besonders liebreizend in ihrer Rolle als Wendy war Iloana Tonca. Mit einigem akrobatischen Geschick ausgestattet beim Fliegen (und dabei erklang ihr schöner Mezzo immer noch gut verständlich und klar) und Fechten war Angelika Kirchschlager als Peter Pan, die ihren Ehemann im wirklichen Leben - Hans Peter Kammerer - als Widersacher Kapitän Haken hilft in den Rachen des Krokodils und damit ins Jenseits zu befördern. Am Ende nicht mit dem Degen, sondern mit ihrem Spiel auf der Panflöte - mit der Macht der Musik !

Birgit Popp

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Interview mit Wilfried Hiller

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