Gran
Teatre del Liceu Barcelona im September 2003
Saisoneröffnung mit Boesmans
Wintermärchen
Das Auditorium
Im alten Prunk und Glanz erscheint das
nach dem Brand vom 31. Januar 1994 wiederaufgebaute und am 7. Oktober 1999
neu eröffnete Gran Teatre del Liceu in Barcelona, wenn auch mit dem einen
oder anderen modern anmutenden optischen Blickfang. Wer sich nun über die
Schreibweise des Namens des Theaters wundert, der sei darauf hingewiesen,
daß dies die katalanische Schreibweise ist. In Barcelona existieren
Katalanisch und Kastellanisch, was allgemein als Spanisch bezeichnet wird,
nebeneinander.
Ursprünglich eröffnet wurde das Gran
Teatre del Liceu (Gran Teatro del Liceo) 1847 an seinem heutigen Standort
im Herzen Barcelonas, dort wo der Puls der Stadt schlägt, in der
zentralen Allee La Rambla. Zweimal mußte es in den über 150 Jahren
seines Bestehens wiederaufgebaut werden. Nach einem Brand 1861 wurde der
prächtige Neubau nach nur einjähriger Bauzeit am 20. April 1862 wiedereröffnet.
Schon damals besaß das Liceo 3000 Sitzplätze, die sich über fünf
Stockwerke ziehen, und es befand sich in Privatbesitz eines Konsortiums
der Bürger Barcelonas. Seit dem letzten Wiederaufbau befindet es sich in
öffentlicher Hand und gehört zum Teil der Stadt und dem Staat bzw. der
Provinz Katalonien und wird von einer Stiftung verwaltet.
Der Spiegelsaal
Über Jahrzehnte war Barcelona das
unumstritten führende Opernhaus Spaniens. Mit der 1997 erfolgten Wiedereröffnung
des Teatro Real in Madrid oder der Eröffnung des Teatro de la Maestranza
in Sevilla, den traditionsreichen Häusern in Oviedo, Bilbao und La Coruna
oder den renommierten Opernfestivals wie in Las Palmas de Gran Canaria
erlebt die Opernszene in Spanien derzeit einen Boom und die Konkurrenz ist
im Lande wesentlich stärker geworden.
Während Zuschauerraum, Treppenhaus und
Spiegelsaal mit Gold, Marmor und rotem Samt prunken und mit altem Glanz
wiederaufgebaut wurden, sind die Fassade des Opernhauses, der
Verwaltungstrakt, die Bühnentechnik, Probensäle und einige Pausenräume,
z. T. auch mulifunktional als Veranstaltungsort nutzbar, hochmodern und
auf dem neusten technischen Stand.
Das Treppenhaus
Das Liceo erfreut sich großer
Beliebtheit, was die ständig wachsenden Zahlen der Zuschauer,
Abonnementen und Vorstellungen bestätigen. So
stieg die Anzahl der Opernaufführungen von 62 in der ersten Saison
nach der Wiedereröffnung (1999 - 2000) auf 109 in der Saison 2001 - 2002.
Fast eine Verdopplung in nur drei Jahren. Die Zahl von rund 110
Opernvorstellungen ist für die Saison 2003 - 2004, in der nach dem
Saisonauftakt mit Wintermärchen (Boesmans) die Opern Hamlet (Thomas),
Tosca (Puccini), Maria Stuarda (Donizetti), Così fan tutte (Mozart),
Peter Grimes (Britten), Babel 46 (Montsalvatge) / L'enfant et les sortilèges
(Ravel), Macbeth (Verdi), Il mondo della luna (Haydn), Siegfried (Wagner),
Götterdämmerung (Wagner) und Giulgio Cesare (Händel) auf dem Programm
zwischen dem 6. September 2003 und dem 29. Juli 1004 stehen.
Hinzukommen 21 Ballettabende in der
Saison 2003 - 2004, die vom English National Ballet, dem Leipziger
Ballett, dem Ballet d'Opéra Paris und der Companía Nacional de Danza
gestaltet werden und zahlreiche Rahmen - Veranstaltungen im Foyer,
Konzerte und Liederabende im großen Saal von Opernstars wie Maria Bayo,
Jaume (Giacomo) Aragall, Waltraud Meier, Ruth Ann Swenson, um nur eine
kleine Auswahl der rund zwölf Veranstaltungen mit Solisten der Opernszene
zu nennen. Großen Wert legt das Liceo auf die Jugendarbeit. Im Rahmen der
Opern für Kinder werden in der Saison 2003 - 2004 fünf verschiedene Stücke
aufgeführt (z.T. auch an anderen Spielorten), die den jugendlichen
Zuschauern entsprechend präsentiert werden. Die Zahl der Abonnementen
stieg von 5289 in der Saison 1999 - 2000 auf 25.060 in der Saison 2001 -
2002, die der Zuschauer im gleichen Zeitraum von 252.860 auf 404.949.
Wie das obenstehende Programm zeigt,
ist die Auswahl der Werke vielfältig. Neben Opern, die zum Repertoire
jeden Opernhauses zählen oder seltener gespielte Barockopern, finden
zeitgenössische Komponisten immer wieder eine Plattform im Liceo. Häufig
sind die gespielten Opern Koproduktionen mit anderen Opernhäusern wie in
Brüssel, Lyon, Genf, Paris, London, der Staatsoper in Berlin und
zunehmend mit dem Madrider Teatro Real.
Birgit Popp
|