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Premiere DOB Nabucco 2000 - Die Musik - Der Inhalt

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Deutsche Oper Berlin, Premiere, 26. Februar 2000, Teil 1

Nabucco

Musik eint, Inszenierung spaltet das Publikum

Text und Photos Birgit Popp
Nabucco - Photo Birgit Popp
Nabucco (Alexandru Agache) und Abigaille (Susan Neves)
Als erste große Neuproduktion des neuen Jahrtausends stand - ein Jahr vor dem 100. Todestag des Komponisten - die Premiere von Verdis frühem Geniestreich Nabucco auf dem Programm der Deutschen Oper Berlin. Die musikalische Einstudierung unter der Leitung von Marcello Viotti fand ein einhellig positives Echo, während es über die Inszenierung von Hans Neuenfels zu tumultartigen Szenen bei der Premiere am 26. Februar 2000 kam.

Die Musik

Ein junges, ausgezeichnetes Sängerensemble gab ein dreifaches Hausdebüt: Die Rolle der Abigaille scheint der US-Amerikanerin Susan Neves auf dem Leib geschrieben zu sein. Mit größter Leichtigkeit läßt sie die Töne anschwellen und abklingen, schwingt sich in höchste Höhen und beachtlichen Tiefen, wechselt ohne Brüche vom stärksten Forte in die süßesten Piani und vom Hochdramatischen ins Burleske. Als Zugewinn präsentierten sich ebenso der russische Bass Askar Abdrasakov als Zaccaria, dem Hohepriester der Hebräer, und der italienische Tenor Marco Berti als Ismaele, dem Neffen des Königs Zedekia von Jerusalem und Geliebten der Tochter des babylonischen Königs Nabucco. Askar Abdrasakov gab einen würdevollen, mit melodischem, ergreifendem Bass ausgestatteten Hohepriester, der die Leitfigur der Hebräer glaubhaft verkörperte. Jung und ungestüm in der Rolle des Isamele, mit hellem Tenorklang auch die schwierigen Passagen hervorragend meisternd zeigte sich Marco Berti. In der Rolle des Nabucco hatte der runänische Bariton Alexandru Agache nicht seinen besten Tag am Premiereabend. Zu seiner Erkältung trat eine gewisse Nervosität hinzu und sein wohlklingender, markanter Bariton wurde zunehmend indisponiert. Nun, Grund zur Nervosität durften die Sänger auch bei dieser Inszenierung haben. Keiner mußte Hellseher sein, um harsche Publikumsreaktionen vorauszuahnen. In den Partien der Nabucco Tochter Fenena war Mariana Cioromila zu hören, des Nabucco Vertrauten Abdallo Volker Horn, als Oberpriester des Baal Friedernann Kunder und als Zaccarias Schwester Rahel Abbie Furmansky, die auf einer im April erscheinenden Einspielung von La Favorite an der Seite von Vesselina Kasarova unter dem Dirigat von Marcello Viotto auch auf CD zu hören sein wird. Eine der Hauptrollen spielte, wie bei Verdi häufig der Fall, der Chor. Präzise, ausdrucksstark einstudiert von Helmut Sonne trug der Chor der Deutschen Oper Berlin ebenso wie das Orchester zum musikalischen Erfolg dieses Abends bei.

Nabucco - Photo Birgit Popp
Zaccaria (Askar Abdrasako)

Der Inhalt

Gerade die Chorszenen waren es auch gewesen, die dem damals 29jährigen Giuseppe Verdi mit seiner vierten Oper 1842 zum Durchbruch verhalfen. Sein 'Va pensiero' wurde zur heimlichen Nationalhymne der Italiener, die damals in vielen Teilen des noch nicht zum Nationalstaat geeinten Italiens unter der Besatzung durch die Österreicher und Franzosen litten. Insofern besaß das der Bibel entnommene Sujet um die Zerstörung Jerusalems durch den assyrischen König Nebukadnezar und der Verschleppung der Juden nach Babylon und ihrer drohenden Vernichtung durchaus realen politischen Hintergrund. Verdi ergriff Partei für die Unterdrückten. Fremdherrschaft und Vernichtung eines Volkes und dessen Glauben an Freiheit und Zukunft - dafür stehen die Juden exemplarisch, aber nicht alleine. Im Sinne der Hoffnung der Italiener auf Befreiung von den B esatzungmächten gab Verdi und sein Librettist Temistocle Solera der Oper einen positiven Schluß. Nebukadnezar (=Nabucco) glaubt am Ende, nach seiner Vorübergehenden Geistesverwirrung in Folge eines göttlichen Blitzschlages, der ihn in dem Moment traf, in dem er sich von seinem Volk als Gott huldigen lassen wollte, auch an den jüdischen Gott, wird vom Wahnsinn befreit, versöhnt seinen Haß und läßt die Juden zurück in ihre Heimat ziehen. Zuvor war bereits seine Tochter Fenena aus Liebe zu Ismaele zum jüdischen Glauben übergetreten und seine abtrünnige, machtbesessene Tochter Abigaille war vom einstürzenden Standbild des babylonischen Gottes Baal erschlagen worden - nicht ohne sterbend den Gott der Juden um Vergebung anzuflehen. Dies durfte sie auch bei Hans Neuenfels, die Juden jedoch bei ihm nicht in ihre Heimat zurückkehren, sondern sie starben unter den Händen der Assyrer wie auch Nabucco der Tod ereilte. Angesichts der Erfahrungen des Holocaust konnte Hans Neuenfels eine glückliche Wendung der biblischen Geschichte nicht mit seinem Gewissen vertreten, wie er sagte. Die Oper an vielen Stellen ins Lächerliche zu ziehen, zu karikieren jedoch schon.

Birgit Popp

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