Teatro
Real Madrid (ESP), Premiere 7./8. Februar 2003
Faust
(Gounod)
Text
und Photos: Birgit Popp
Das
Madrider Publikum gilt eher als kühl, zurückhaltend mit Applaus und
schon gar mit Szenenapplaus – doch offensichtlich scheint es auch sehr
genau zu wissen, wenn etwas ausgezeichnet ist – so wie die neuste
Produktion am Teatro Real, die mit Gounods Faust am 7. Februar 2003 in
der Zürcher Inszenierung von Götz Friedrich aus dem Jahr 1997 Premiere
hatte. Es dürfte die bisher beste Produktion des Teatro Reals in dieser
Spielzeit sein. Es paßt einfach alles. Eine hinreißende Inszenierung
mit Drama, Komik, Gefühl, herrlichen Tanzszenen, zum Teil furiosen
Ballettauftritten, eindringlichen Bildern, herausragenden Sängern,
hervorragend aufgelegtem, alle musikalischen Nuancen dieses so
abwechslungs- und farbenreichen, teils intimen, teils der Grand Opera
entsprechenden Stückes auskostendem Orchesters unter der Leitung von
Alain Guingal und einem durch Martin Merry präzise einstudierten. Oper
in allerhöchster Güte, da sparte das Madrider Publikum schon bei der
Premiere nicht mit Zwischenapplaus und einem ungewöhnlich lang
anhaltenden, einhelligen Schlußapplaus für alle Beteiligten einschließlich
des Produktionsteams mit Claudia Bernardi-Blersch an der Spitze, die an
Stelle des im Dezember 2000 verstorbenen Götz Friedrich die Produktion
in Madrid realisierte und der als Bühnenbildner Andreas Reinhardt, als
Kostümdesigner Jan Skalicky und als Lichtbildner Jürgen Hoffmann zur
Seite standen.
Die
Begeisterung bei der A-Premiere am 7.Februar galt dem jungen,
venezolanischen Tenor und Alfredo-Kraus-Schülers Aquiles Machado in der
Rolle des Doktor Faust, dem amerikanischen Bass Robert Hale als Méphistophélès,
der italienischen Sopranistin Mariella
Devia als Marguerite, dem
kanadischen Bariton Jean-François Lapointe als
Valentin und die spanische Mezzosopranistin Lola Casariego als Siébel,
die in den Aufführungen am 7., 9., 12., 14. und16. Februar auf Bühne
stehen und standen, und den nicht alterniercen kleineren Partien der
Nachbarin Marthe mit der urkomischen in Argentinien geborenen,
spanischen Mezzosopranistin Mabel Perelstein und dem spanischen Baßbariton
Marco Moncloa als Wagner. Robert Hale, der an großen Häusern der Welt
als Inkarnation von Wagners Wotan gefeiert wird, gefiel mit seiner
geschmeidigen, ausdrucksvollen Baßstimme und seiner Bühnenpräsens als
galanter, die Menschen zu allen Untugenden heraufordernder Teufel in
Menschengestalt. Der in Madrid sehr beliebte Aquiles
Machado, der bereits einen großen Triumph als Rodolfo in La bohème am
Teatro Real gefeiert hatte, überzeugte besonders in den lyrischen
Passagen mit seinem wohltemprierten, einschmeichelnden Tenor. Zu seinen
großartigen Höhepunkten zählte seine Arie im dritten Akt vor dem
Hause Marguerites oder im Deutt mit derselben. Die gefeierte
Koloratursopranistin, die aber ebenso für ihr Verdi-Repertoire berühmt
ist, verkörperte eine wunderbare Marguerite mit glasklaren Höhen und
beeindruckender, gesanglicher Ausdrucksweise.
Selten
wird es zwei so gleichwertige Besetzungen gegeben haben. Eines der
absoluten Highlights aller Faust-Aufführungen nicht nur in Madrid,
sondern von Gounods, in seiner heutigen Fassung 1869 uraufgeführten
Werkes insgesamt, dürfte die Vorstellung am 11. Februar mit Roberto
Scandiuzzi als Méphistophélès, Richard Leech, der 1990 bei EMI einer
der bedeutendsten Einspielung dieser Oper realisierte, als Faust,
Kathleen Cassello als Marguerite, José Julián Frontal als Valentin und
Cecilia Díaz als Siébel gewesen sein, die in dieser Konstellation in
den Vorstellungen am 8., 11., 13. und 15. sangen bzw. singen werden.
Roberto
Scandiuzzi, an allen großen Opernhäuser der Welt gefeiert insbesondere
für sein Verdi-Repertoire, gelang es seinem Méphistophélès nicht nur
tiefe Baßgewalt zu verleihen, sondern in den sich bei seinen Opfern
einschmeichelnden Momenten auch süßliche Höhe und eine ihm eigene,
unwerfende Komik zu verleihen, die nur wenigen Sängern gelingt, auf
selbige Weise auf die Bühne zu bringen. Stimmlich wie darstellerisch
ein Hochgenuß, so auch die Leistungen von Richard Leech und Kathleen
Cassello. Der amerikanische Tenor sang sich mit größter Leichtigkeit
durch alle schwierigen Passagen der Oper, die insofern besondere
Anforderungen an den Tenor stellt, daß Faust zu Beginn des Stückes als
alter Mann eine dramatische Figur ist, die sich mit zurückerhaltener
Jugend in eine lyrische Partie wandelt und am Ende im fünften Akt, wie
Richard Leech sagte, die Anforderungen wie an einen Verdi-Tenor stellt.
Er meisterte diese Wechsel mühelos, glänzte in ergreifender Weise in
den dramatischen wie lyrischen Momenten. Eine äußerst sensible,
glaubhafte Verkörperung Marguerites, die mit großer innerer Überzeugungskraft
die seelischen Höhenflügen wie Tiefen durchlebt und mit schöner
Sopranstimme durchsingt, ist die Amerikanerin Koloratursopranistin
Kathleen Cassello, die sich an diesem Abend viele neue Freunde schaffte.
Eine Bereichung auch die in
guter Linie, mit angenehmen Klang versehene Baritonstimme des gebbürtigen
Madriders José Julián Frontal als Valentin und die Verkörperung des
treuen Margueriten Verehrers und Freundes Siébel durch die argentischen
Mezzosopranistin Cecilia Díaz.
Begleitet wird
die Aufführungsserie durch eine reichhaltige Ausstellung zum Werk Götz
Friedrichs in den Umgängen und Pausenräumen des Opernhauses.
Birgit Popp
Faust
Oper
in fünf Akten von
Charles Gounod (1818-1893)
Libretto
von Jules Barbier und
Michel Carré basierend auf dem Werk von J. W. Von Goethe
Musikalische
Leitung/Musical direction
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Alain
Guingal
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Regie/Stage
drection
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Götz
Friedrich
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Realisation
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Claudia
Blersch
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Bühnenbild/Stage
design
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Andreas
Reinhardt
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Kostüme/Costumes
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Jan
Skalicky
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Licht/Lightning
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Jürgen
Hoffmann
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Chorleitung/Choir
direction
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Martin
Merry
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Regieassistenz/Stage
direction assistance
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Sergio
Cappa
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Bühnenbildassistenz/
Stage
design assistance
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Kristina
Siegel
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Choreografieassisenz/
Choreography
assistance
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José
Reches
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Korepetitoren
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Ricardo
Bini . Mark Sawyer . Borja Mariño
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Französische
Aussprache/French pronunciation
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Anita
Tyteca
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Dr.
Faust
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Aquiles
Machado (7, 9, 12, 14, 16, 18)
Richard Leech (8, 11, 13, 15)
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Méphistophélès
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Robert
Hale (7, 9, 12, 14, 16, 18)
Roberto Scandiuzzi (8, 11, 13, 15)
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Valentin
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Jean-François
Lapointe (7, 9, 12, 14, 16, 18)
José Julián Frontal (8, 11, 13, 15)
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Wagner
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Marco
Moncloa
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Marguerite
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Mariella
Devia (7, 9, 12, 14, 16, 18)
Kathleen Cassello (8, 11, 13, 15)
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Siébel
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Lola
Casariego (7, 9, 12, 14, 16)
Cecilia Díaz (8, 11, 13, 15, 18)
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Marthe
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Mabel
Perelstein
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Produktion
des Opernhaus Zürich (1997)
Chor
und Orchester des Sinfonieorchesters von Madrid
Vorstellungen/performances:
7., 8., 9., 11., 12., 13., 14., 15., 16., 18. Februar 2003
Impressionen und Inhalt Teil
1 - Teil
2 - Teil
3 - Teil
4
Impressions and contents Part
1 - Part
2 - Part
3 - Part
4
English
version
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