Johan Botha als Arrigo, Photo: A. Zeininger
Ein herausragender Opernabend
Endlich - muß man fast sagen, nach all den vielen Besetzungsänderungen - ein
Opernabend, wie er geplant war und diese Stimmen-Konstellation bescherte ein
herausragendes Opernerlebnis. Die Protagonisten Renato Bruson (Monforte), Johan Botha
(Arrigo), Ferruccio Furlanetto (Procida) und Eliane Coelho (Elena) befanden sich allesamt
in Hochform ebenso wie Chor und Orchester der Wiener Staatsoper.
Ferruccio Furlanetto als Procida, Photo: Axel Zeininge4r
Bereits zur Ouvertüre, die das Schlachtgetümmel am Ende der Oper, das Liebesduett
zwischen Arrigo und Elena und die väterlichen Gefühle Monfortes vorwegnimmt, spielten
die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Paolo Carignani furios auf. Ein ganz
besonderer Genuß war es an diesem Abend Renato Bruson als Monforte zu erleben, den
französischen Besatzungsgouverneur Siziliens, der im Rebellen Arrigo seinen Sohn erkennt.
Am 13. Januar 2001 hat der italienische Bariton seinen 65. Geburtstag und zugleich sein
40jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Mit seiner Stimmpräsenz in allen Dynamiken und
Register, die in den letzten Jahren vor allem zu Beginn der Vorstellungen nicht immer in
diesem Maße gegeben war, seiner Stimmkultur und - technik, seinem wohlströmenden Legato,
seiner eindringlichen Interpretation knüpfte er an seine Glanzzeiten nahtlos an. Wer
damals keine Gelegenheit hatte ihn zu hören, in ihn aber am 24. Januar erleben durfte,
der weiß, was seinen Ruhm und herausragenden Ruf begründete. Es bleibt zu wünschen,
daß Renato Bruson noch viele solcher Opernabende gegeben kann.
Renato Bruson als Don Carlo in Ernani mit Iano Tamar
als Elvira ebenfalls in den Verdi-Wochen , Photo:A. Zeininger
Alle positiven stimmlichen Eigenschaften. die für Bruson angeführt wurden, gelten
auch für Johan Botha. In der Partie des Arrigo überzeugt er durch seine tadellose
Stimmführung, die völlig nahtlos die Register verschmelzen läßt, und seine in allen
Lagen schön klingender Tenor. Eliane Coelho meisterte mit großer Sicherheit die
weitumspannende Tessitura von tiefer (Mezzo-)Lage in hohe Sopranspähren und dies mit der
ihr eigenen, intensiven Darstellungsweise, die sie ganz in ihren Rollen aufgehen läßt.
Der italienische Baß Ferruccio Furlanetto war erneut eine Klasse für sich, daß es
schwerfällt seine Leistung in Worte zu fassen. Man muß ihn einfach gehört und gesehen
haben.
Weniger begeistern konnte jedoch die Inszenierung von Herbert Wernicke, der sich auch
für Kostüme, Bühnenbild und Licht verantwortlich zeichnete. Alle fünf Akte hindurch
gab es nur ein Einheitsbühnenbild mit einer steil nach oben führende Treppe, die sich
über die gesamte Breite der Bühne erstreckt, und Kostüme aus dem 19./20. Jahrhundert.
Wie in zahlreichen Opern Verdis spielt auch in I vespri sciliani der Chor eine
entscheidende Rolle, die auch in dieser Vorstellung zum Erfolg des Opernabends beitrug.
Birgit Popp